WhatʼS UP Dog? – Trendsportart Stand Up Paddeling mit Hund

Von Petra Balai

 

Es ist ein warmer Sommerabend, die Sonne versinkt gerade am Horizont. Mühelos balanciere ich auf meinem SUP Board, das elegant durchs Wasser gleitet. Wie eine Galionsfigur sitzt mein Papillon Vito am Bug des Boards, den Blick majestätisch in die Ferne gerichtet, ausstaffiert mit einer farblich zum Board passenden Schwimmweste. So zumindest meine Fantasie …

Verführt durch die idyllischen Bilder in den sozialen Medien und den Wunsch, einmal etwas ganz anderes auszuprobieren, meldete ich mich Anfang August – ohne besondere Affinität zum Wassersport – zum Stand Up Paddling (kurz „SUP“ = „Stehpaddeln“) mit Hund an. Anschließend bestellte ich sofort eine Schwimmweste in XXS, denn Vito schwimmt zwar gern und sehr geschickt, aber für das SUP sollte der Hund auf jeden Fall eine Weste tragen. Jeder Hund kann in Panik geraten, wenn er doch einmal ins Wasser fällt. Geschieht das weit vom Ufer entfernt und es gelingt nicht, z. B. einen 30-Kilo-Hund wieder aufs Board zu hieven, muss der Hund die Strecke notgedrungen mitschwimmen. Ist der Hund etwas leichter, hilft einem der Auftrieb durch die Schwimmweste und der Griff, den eine gute Weste oben hat, dem Hund wieder an Bord zu helfen. Mit diesem Griff lässt sich der Hund auch beim Auf- und Absteigen aufs Brett stabilisieren. Die Funktionalität sollte im Vordergrund stehen, auch wenn Schwimmwesten mit Haiflosse oder im Goldfischlook niedlich aussehen. Wichtig ist, dass die Schwimmweste im Rücken nicht zu lang ist und den Hund beim Hinsetzen nicht stört. In einigen Kursen wird eine Schwimmweste zur Verfügung gestellt, hier sollte man aber unbedingt vorher nachfragen. Man kann sich auch eine passende Weste von einem befreundeten Hundebesitzer leihen, aber ganz ohne Schwimmweste sollte man seinem Hund die ersten Paddelversuche nicht zumuten.

 

Überhaupt ist es empfehlenswert, das erste Mal ohne Hund zu paddeln. Zum Kennenlernen des Boards wagte ich mich zunächst in eine SUP-Yogastunde – immer noch geschuldet der Lust auf was Neues, denn Yoga kann ich natürlich auch nicht. Zu Beginn kostete es etwas Überwindung, nach den ersten Metern auf sicheren Knien dann aufzustehen, aber rasch hatte ich meine Balance gefunden, und es machte tatsächlich Spaß, auf dem Board bis zur „Yogainsel“ zu fahren.

Es ist leicht nachzuvollziehen, dass SUP laut der German Stand Up Paddle Association (GSUPA) die am schnellsten wachsende Wassersportart weltweit ist. Anders als bei anderen Wassersportarten erzielt man mit ein wenig Übung rasche Erfolge, die Grundzüge lassen sich an einem halben Vormittag erlernen. Kurse gibt es schon ab 50 Euro, alternativ kann man sich ein Board für 10–15 Euro die Stunde ausleihen und es dann selbst ausprobieren. Wer sich noch unsicher ist, paddelt einfach im Knien oder im Sitzen. Die Surf- und Wassersportzentren haben den Trend längst entdeckt und befriedigen die Nachfrage, sodass die Seen voll mit SUPlern jeden Alters sind. (Geeignete Orte und Touren für Deutschland und einige weitere Länder finden sich auf www.supscout.de.) Daneben gibt es natürlich auch Könner und Profis, die diesen Sport auf Meisterschaften ausüben und die Herausforderung auf immer neuen Gewässern suchen..

Der SUP-mit-Hund-Kurs, den ich belegt habe, besteht aus einer kleinen Gruppe von nur drei Teilnehmerinnen. Yvonne Matuschek (www.up-hund.de), die seit fünf Jahren SUP-mit-Hund-Kurse anbietet, ist Hundephysiotherapeutin und setzte das Board zunächst für einzelne Patienten ein. Ähnlich wie auf dem Wackelbrett wird durch das stetige Ausbalancieren die schwer zu erreichende Tiefenmuskulatur gleichmäßig aktiviert. Neben der Muskulatur werden gelenkschonend Fitness, Stabilität und Balance gefördert, sodass sich SUP nach Rücksprache mit dem Tierarzt oder Physiotherapeuten auch für Hunde mit gesundheitlichen Beschwerden eignet.

Yvonne legt viel Wert auf das Erlernen der Basics. An oberster Stelle stehen immer das Wohl des Hundes und die Sicherheit auf dem Wasser, hier wird niemand überfordert und nichts dem Zufall überlassen. Unterstützt wird sie an diesem Tag von Nicole Voß (www.menschhundbeziehung.de), die gerade ihre SUP-mit-Hund-Trainerausbildung bei Yvonne macht. Nach einer kurzen theoretischen Einführung üben wir zunächst auf dem Trockenen das absolut gerade Auf- und Absteigen des Hundes über den Bug des Bretts. Hier ist die sonst so nette Kursleiterin kompromisslos: Die Gefahr, dass ein Vierbeiner sich verletzen könnte, wenn er versucht, unkontrolliert oder seitlich abzusteigen, und dabei abrutscht, ist viel zu groß. Eine weitere Sicherheitsregel ist, dass der Hund das Board weder allein betritt noch verlässt. Ähnlich wie das spezielle Führgeschirr beim Mantrailing, kann die Schwimmweste dem Hund als Signal dienen, dass es nun aufs Board geht. Sollte der Hund nämlich mitten auf dem Wasser selbstständig entscheiden, dass er jetzt gern schwimmen möchte, dann hat man das Nachsehen und kann ihm womöglich hinterherpaddeln. Ein Hund, der in der Nähe des Ufers abspringt und losdüst, weil dort vielleicht der Rest der Familie wartet, kann andere Badegäste belästigen oder sogar weglaufen. Daher darf das Brett nur auf Freigabe durch Frauchen verlassen werden – gesittet und gerade über den Bug nach der „Landung“. Damit eignet sich SUP auch durchaus für Hunde, die nicht gern schwimmen, denn im Idealfall gelangen sie trockenen Fußes aufs Brett und wieder hinunter. Im nächsten Schritt werden die Hunde vorsichtig ans Paddel gewöhnt: Schließlich wird das Paddel später häufig über den Kopf des Hundes gehoben und er sollte sich dabei stets wohlfühlen.

Nun folgen die ersten Versuche ohne Hund auf dem Board. Leider meint es das Wetter an diesem Tag gar nicht gut mit uns und es wehen immer wieder mehr oder weniger starke Böen über den See – für absolute SUP-Anfänger eine Herausforderung. Aber auch hier schreibt Yvonne Sicherheit groß und wir sitzen den schlimmsten Wind aus.

Aus dem ursprünglich auf fünf Stunden angesetzten Kurs werden schließlich sieben Stunden – allerdings auch, weil Yvonne nicht pingelig auf die Uhr schaut, sondern auf alle Wünsche der Teilnehmer eingeht. Bei den ersten Paddelversuchen sichert sie das Board der jeweiligen Teilnehmerin durch ein Schleppseil ab und begleitet uns mit ihrem Board auf erste kleinere Strecken, auf denen wir auch das Stoppen und Wenden lernen. Die verschiedenen Paddeltechniken sehen bei ihr so einfach aus – ich habe dagegen das Gefühl, mein Wendekreis entspricht dem eines Dampfers. Das liegt zum Teil an dem sehr stabilen Brett (AQUA MARINA Super Trip 12‘0 Familyboard 2018), auf dem man sich zwar sicher fühlt und auf dem sogar mehrere Personen und Hunde gemeinsam Platz finden, das dadurch aber auch träge und schwerer zu lenken ist. Das etwas wendigere Wild Dog 11.0 von Stemax macht dagegen mehr Spaß. Wer möchte, paddelt im Knien; wer es sich zutraut, steht auf. SUP mit Hund ist schließlich kein Wettbewerb, sondern ein Wohlfühlsport.

Dann wird es spannend, endlich sollen die Hunde mit aufs Board. Das Auf- und Absteigen haben die Hunde ja schon auf dem Trockenen gelernt, nun wird das Gleiche auf dem Wasser wiederholt, wobei das Brett noch festgehalten wird. Yvonne gibt den Hunden viel Zeit, sich an das leichte Schaukeln und die ungewöhnliche Perspektive zu gewöhnen. Natürlich wäre es möglich, den Hund einfach aufs Brett zu setzen und loszufahren. Aber wer bei der Gewöhnung ans Board zu schnell vorangeht, kann dem Hund langfristig die Freude am SUP verderben – und gute Trainer wissen, dass der erste Eindruck oft lebenslang zählt. Dann darf Frauchen mit aufs Brett, und damit wir uns ganz auf unseren Hund konzentrieren können, fährt Yvonne zunächst mit und übernimmt das Paddeln. Dass Vito Wasser liebt, hat seine Tücken, denn ich habe zu tun, ihn auf dem Board zu halten. Er versucht, sich über die Kante zu lehnen oder herumzulaufen, während die größeren Hunde, Labrador Nala und die weißen Schäferhunde Megan und Askia, schon recht vorbildlich dasitzen oder -liegen.

Eben weil es so leicht aussieht, ist man verführt, sich einfach ein Board zu mieten und es mit dem Hund selbst mal auszuprobieren. Doch ob es klug ist, sich ganz ohne Einführung aufs Wasser zu wagen, sei dahingestellt, auf einige mögliche Risiken beim Aufbau wurde oben bereits hingewiesen. Generell ist jeder Wassersport mit Gefahren verbunden, die gerade Anfänger leicht unterschätzen. Es ist fast banal zu erwähnen, dass man für SUP auch schwimmen können muss! Bleibt man in Ufernähe und ist man ein sicherer Schwimmer, ist eine Schwimmweste für den Menschen nicht zwingend nötig. Auf anspruchsvolleren Gewässern, z. B. auf Fließgewässern oder auf dem Meer, sollte sie dagegen auch bei Könnern nicht fehlen, reine Anfänger haben dort ohnehin nichts verloren. Von Gewässern mit Schiffsverkehr ist unbedingt abzuraten, zu groß ist da die Gefahr, durch unvorhergesehene Wellen vom Board zu stürzen oder regelrecht an Land geschmettert zu werden. Die Wetterprognose sollte gut sein und mögliche Wetterumschwünge sind im Auge zu behalten. Bei unserem Kurs gab es nur gelegentliche Böen, die man als „Fußgänger“ kaum wahrgenommen hätte. Auf dem Wasser kann dagegen schon ein leichter Wind schon genügen, um Anfänger in Bedrängnis zu bringen. Im Rahmen dieses Artikels kann natürlich nicht ausführlich auf alle möglichen Risiken eingegangen werden: Wer sich aufs Wasser begibt, sollte sich unbedingt weitere Informationen einholen, um sinnvolle Entscheidungen treffen zu können.

Für das SUP mit Hund muss man noch zusätzlich einige Dinge bedenken: Generell sollte alles Neue zuerst ohne Hund ausprobiert werden, sei es ein neues Board oder ein neues Gewässer, bei dem man mögliche Strömungen und Schwierigkeiten noch nicht kennt. Dass man sich gegen die Sonne mit Sonnencreme und Kopfbedeckung schützt, versteht sich von selbst. Auf dem Wasser besteht immer die Gefahr, dass man die Hitze nicht wirklich wahrnimmt und so einen Sonnenstich oder Hitzschlag erleidet. Wenn man mit dem Hund als SUP-Partner unterwegs ist, sollte man besonders darauf achten, dass die Hitze auch für den vierbeinigen Partner nicht gefährlich wird, und lieber auf kühleres Wetter warten.

Hundebesitzer sollten vor der Anfahrt unbedingt Erkundigungen über die Wasserqualität einholen: Blaualgen, die eigentlich keine Algen sind, sondern Cyanobakterien, die mit dem bloßen Auge nicht erkennbar sind, bilden eine ernst zu nehmende Gefahr für den Hund. Sie bilden ein Toxin, das auf die Haut und den Magen-Darm-Trakt wirkt. Besonders gefährdet sind Kinder, die beim Schwimmen Wasser verschlucken, und eben Hunde, bei denen schon geringe Mengen an aufgenommenem Wasser, z. B. durch Abschlecken der Pfoten, zu schweren Vergiftungserscheinungen, schlimmstenfalls zum Tod führen. Eine Blaualgenwarnung bedeutet übrigens nicht automatisch, dass ein Badeverbot besteht, dennoch sollte man als Hundebesitzer so ein Gewässer unbedingt meiden, auch wenn der Hund „nur“ aufs Board soll.

Mit der Begeisterung für diese Sportart kommt schnell auch der Wunsch nach einem eigenen Board auf, denn gerade für Hundebesitzer ist es schwierig, einen Verleih zu finden, der einem ein Board für SUP mit Hund zur Verfügung stellt. Bevor man sich aber an die Anschaffung eines Boards wagt – ab 300 Euro aufwärts ist man dabei –, sollte man unbedingt verschiedene Boards ausprobieren. Für das SUP mit Hund empfehlen sich breite Allrounder, Yogaboards usw., wobei auch der Belag eine große Rolle spielt. Sie sollten mindestens eine Höhe von 15 Zentimeter haben, und man sollte vorher genau überlegen, welche Ansprüche man an das Board hat und ob man es eher sportlich oder gemütlich liebt. Die Anschaffung einer Elektropumpe (ab 50 Euro aufwärts) lohnt sich, damit man seine Zeit und Kraft für das eigentliche SUP aufsparen kann. Achtung, geräuschempfindliche Hunde können auf den lauten Kompressor reagieren! Auch hier sollte eine sensible Annäherung erfolgen.

Doch zurück zu unserem Kurs: Nach unserer gründlichen Vorbereitung geht es schließlich zum ersten Mal allein mit Hund aufs Brett: Den quirligen Vito lege ich mit einem Platzkommando ab und fahre erst ein gutes Stück im Knien, bis ich mir sicher bin, dass er auch beim Fahren brav liegen bleibt. Dann stehe ich auf, und das Gefühl, mit dem Hund auf dem See zu paddeln, ist grandios. Nein, die Sonne geht nicht romantisch unter und mein Hund blickt nicht majestätisch in die Ferne, sondern sieht mich kritisch an, als stellte er meine Kompetenz infrage, aber es ist dennoch ein wunderschönes Erlebnis. Auch Annina mit Nala paddelt mit Leichtigkeit dahin und auf dem großen Familyboard drehen Yvonne, Alexandra und ihre Schäferhunde gemeinsam eine Abschlussrunde.

Am Ende des tollen Kurstages hat auch mich als absolute Landratte das SUP-Fieber gepackt und die anderen Kursteilnehmer wollen ebenfalls am Ball bleiben. Mein Fazit: Unbedingt ausprobieren! Wenn möglich aber unter fachgerechter Anleitung, bei einem Trainer, der sowohl im Paddeln versiert ist als auch ein Gespür für die Hunde hat. Schließlich ist es ein Sport, an dem Hund und Mensch gleichermaßen und langfristig Freude haben sollen!

 

Web-Tipps:

Einen kleinen Einblick in weitere Sicherheitsaspekte findet man hier: www.standuppaddeln.at/sup-safety/

Ein genauer Vergleich geeigneter Boards und die wichtigsten Auswahlkriterien finden sich hier: https://supscout.de/blog/sup-mit-hund/blogreihe-sup-mit-hund-teil-3/

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