Das Kleingedruckte in der Körpersprache, Dr. Ute Blaschke-Berthold

Drei Hunde interagieren - Quelle: © Neddens Tierfoto

Viele Menschen schauen sich gern Tiere an, und besonders Hundehalter können sich oft nicht sattsehen an ihren vierbeinigen Familienmitgliedern. Schönheit, Vielfalt, Bewegungen und vor allem auch Spielverhalten rufen bei uns angenehme Gefühle hervor; dadurch wird das Verhalten »Hunde beobachten« immer wieder positiv verstärkt. Ein anderer Aspekt des Beobachtens ist der Wunsch nach Verständnis, Verstehen und Wissen. Uns beschäftigen drängende Fragen: Was geht gerade in meinem Hund vor? Was hat er jetzt schon wieder vor? Warum hat er dies getan? Was möchte er dem anderen Hund »sagen«? Wie geht es meinem Hund? Ist er zufrieden? Fühlt er sich gestresst? Wir versuchen dabei, von der Oberfläche, die wir sehen, auf innere Vorgänge, die uns unzugänglich sind, zu schließen. Was wir beobachten und interpretieren, sind Bewegungsmuster und Veränderungen, die eine Funktion haben und die auf emotionaler Basis entstehen. Verhalten entsteht auf der Ebene von Molekülen und Zellen, wir aber interpretieren es auf der obersten Ebene, nämlich auf der der Mensch-Hund-Beziehung . Zwischen diesen beiden Ebenen liegt ein langer Weg; wir interpretieren von außen nach innen und müssen dabei eine große Fehlerwahrscheinlichkeit in Kauf nehmen!
Die Fehlerquote wird umso höher, je ungenauer die Oberfläche des Hundes beobachtet wird. Beobachtungsfähigkeit ist eine Fertigkeit, die durch Übung enorm verbessert werden kann. Doch was bedeutet es, zu beobachten? In erster Linie bedeutet es, den Kopf frei zu machen von Interpretationen. Die Frage nach der Bedeutung wird erst nach der Beobachtung gestellt. Dies klingt einfach, ist es aber nicht. Unser Gehirn interpretiert blitzschnell, während wir dem Hund noch zuschauen. Unsere Interpretationen sind dabei von verschiedenen Faktoren abhängig:
1.  Erfahrungen, die mit diesem Hund, einem ähnlichen Hund oder in einer ähnlichen Situation bereits gemacht worden sind.
2. Die Stimmung, in der wir uns befinden.
3. Informationen, die uns zur Verfügung stehen. Diese Informationen können aus Büchern (zum  Beispiel »Aufreiten ist Dominanz«), aus gängigen Vorurteilen (»Hovawart-Rüden sind immer aggressiv«) oder von anderen Hundehaltern stammen, die etwas über einen bestimmten Hund erzählt haben.
Diese drei Faktoren setzen der Wahrnehmung eine individuelle »Brille« auf, die zu verzerrten Beobachtungen führen kann. Es gelingt nur mit bewusster Konzentration, diese Brille abzusetzen.

Beobachten bedeutet, Bewegungen und andere Veränderungen an der Körperoberfläche des Hundes zu beschreiben. Dabei wird nur beschrieben, was tatsächlich gesehen werden kann, und nicht, was über das Gesehene gedacht wird. Es ist hilfreich, diese Fähigkeit erst einmal an Fotos, kurzen Videosequenzen und an sehr ruhigem Verhalten eines Hundes zu üben. Zu jeder Verhaltensbeschreibung gehört untrennbar eine Beschreibung der Situation. Verhalten entsteht nicht im luftleeren Raum und ist situationsspezifisch! Nicht jede der im Folgenden aufgeführten Verhaltensreaktionen bedeuten immer dasselbe. So kann zum Beispiel das Belecken der eigenen Schnauze sowohl ein Konfliktzeichen als auch Komfortverhalten sein: Der Hund säubert seine Nase und Lefzen.

Was ist das Kleingedruckte in der Körpersprache?
Jedes Verhalten beginnt mit einer kleinen Veränderung. Bevor ein Hund deutlich wird, indem er knurrt, sich in Richtung eines Auslösers bewegt, anspringt, attackiert, beißt oder flüchtet, bevor er sich in Bewegung setzt um das Reh zu hetzen, kündigen sich diese Verhaltensreaktionen an.  Im Normalfall kündigen sie sich gut sichtbar an; es gibt aber Hunde, die in bestimmten Situationen so schnell reagieren, dass der Beobachter zuvor nichts  bemerkt. Zum Glück sind diese Fälle sehr selten.
Das Kleingedruckte in der Körpersprache des Hundes besteht aus folgenden Elementen:
1. Physiologische Symptome von Stress
2. Intentionsbewegungen
3. Konfliktzeichen

(…)

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