Fütterung von Hundesenioren

LESEPROBE aus der SPF Sonderausgabe Hundesenioren

Von Dr. Cornelia Rückert

 

Mit dem Alter verändern sich auch die Ernährungsansprüche unserer Hunde. Dabei kann auch eine bedarfsangepasste Ernährung helfen, gesund und fit alt zu werden und gezielt dem ein oder anderen Alterszipperlein entgegenzuwirken. Der nachfolgende Artikel soll beleuchten, wie die Rationszusammensetzung und das Fütterungsmanagement anzupassen sind, um den Senior weiterhin bedarfsdeckend zu versorgen und die ein oder andere altersbedingte Erkrankung diätetisch zu unterstützen.

Hunde großer Rassen (> 30 kg) werden meist mit 8-10 Jahren als Senior angesehen, während mittelgroße Rassen mit 10-12 Jahren anfangen, deutlich zu altern, und kleine Hunde (< 10 kg) zuweilen erst ab 12 Jahren als Senior betrachtet werden. Natürlich spielen dabei auch individuelle Unterschiede mit hinein, die auch an den bisherigen Haltungsumständen und eventuellen Vorerkrankungen gemessen werden müssen.

Foto: shutterstock/Pommer Irina

Nährstoffprofile

Hier lohnt es sich zum einen, die relevanten Nährstoffe näher zu betrachten. Was sollte reduziert, was vielleicht erhöht werden? Im Folgenden sind die einzelnen Nährstoffgruppen diesbezüglich charakterisiert und es werden die Besonderheiten beim Hundesenior beleuchtet:

Proteine

Bei der Proteinversorgung gesunder Hundesenioren sollte man sich am Bedarf orientieren (ca. 5g verdauliches Rohprotein/ kg Körpermasse0,75). Bei Hunden, die sehr mäkelig sind, kann es auch sinnvoll sein, die Proteinaufnahme leicht anzuheben, da erhöhte Proteingehalte die Akzeptanz der Gesamtration häufig positiv beeinflussen. Da beim Abbau und der Ausscheidung des Futterproteins stickstoffhaltige Abbauprodukte entstehen, die die Stoffwechselorgane Leber und Niere belasten, sollte die Proteinaufnahme aber nicht grundlos bedarfsüberschreitend erhöht werden. In Hinblick auf diese Problematik ist es zudem bei Hunden, bei denen eine nachlassende Leber- oder Nierenfunktion nachgewiesen wurde, angezeigt, die Proteinaufnahme ggf. sogar unter die Bedarfswerte abzusenken. Dies ist aber immer eine Einzelfallentscheidung und hängt vom Ausmaß der Nieren- oder Leberschädigung und den damit einhergehenden Veränderungen im Blutbefund ab.

Also Proteinquellen eignen sich – sofern keine Unverträglichkeiten gegen einzelne Sorten vorliegt – Milch- und Eiprodukte ebenso wie verschiedene Fleisch- oder Fischquellen. Beim Fleisch sollte man darauf achten, den Anteil von magerem Muskelfleisch zum Fettanteil bei der Rationsgestaltung zu berücksichtigen. Zudem sollten nur wenig bindegewebsreiche Fleischabschnitte wie z.B. Innereien verfüttert werden. Diese sind im Dünndarm recht schlecht verdaulich und fluten daher in größeren Mengen im Dickdarm an. Dort werden sie bakteriell abgebaut, was zum einen zu Blähungen und Durchfall führen kann. Zum anderen geht das Protein dadurch dem Körper als „Nahrung“ verloren und füttert bestimmte Dickdarmbakterienstämme, die nicht zur erwünschten Darmflora gehören und zu einer Verdrängung physiologischer, darmstabilisierender Bakterien führen können.

Fette

Fette stellen einen wichtigen Geschmacksträger dar und sind somit bei Hundesenioren, die aufgrund eines nachlassenden Geruchs- und Geschmackssinns etwas mäkelig werden, gut geeignet, die Ration schmackhaft zu gestalten. Dabei muss es nicht immer die Zugabe puren Fetts zum Futter sein – bei selbst zusammengestellten Rationen bietet auch das Anbraten in Butter oder Schmalz die Möglichkeit, einzelne Komponenten geschmacklich attraktiver zu gestalten. Hierbei ist aber immer der Grundsatz zu beachten: Zuviel Fett macht fett. Früher ging man davon aus, dass ältere Hunde grundsätzlich durch weniger Bewegung, einen Abbau von Muskelmasse und eine allgemeine Verlangsamung des Stoffwechsels einen niedrigeren Energiebedarf als in jungen Jahren hätten und empfahl daher Futter mit einem reduzierten Energiegehalt, um Übergewicht vorzubeugen. Bei diesen Hunden sollte eine zusätzliche Gabe von Fett natürlich gut überlegt sein und am besten in die Gesamtenergieaufnahme einkalkuliert werden. Dieser Grundsatz ist aber bei weitem nicht auf alle Hundesenioren anwendbar. So neigen 20-30% dazu, im Alter eher „klapprig“ zu werden und sollten daher nicht per se energiereduziert gefüttert werden.

Neben der rein quantitativen Betrachtung von Fett ist auch ein Blick auf das Fettsäuremuster wichtig. Wie im Humanernährungsbereich seit vielen Jahren postuliert, haben Fette mit mehrfach ungesättigten Fettsäuren auch beim Hund positive Effekte auf die Gesundheit. Sie wirken entzündungshemmend, was sich vor allem bei Patienten mit chronischer Arthrose positiv auf das Allgemeinbefinden auswirken kann. Zudem beeinflussen sie die Membranfluidität der Erythrozyten, was durch damit einhergehende bessere Fließeigenschaften der roten Blutzellen durchblutungsfördernd wirkt und vor allem bei Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz dazu beiträgt, dass die Abnahme der Nierenleistung verlangsamt wird. Die angesprochenen mehrfach ungesättigten Fettsäuren sind v.a. in marinen Fetten enthalten – also Algenölen oder fetthaltigen Fischsorten (z.B. Hering oder Makrele). Aber auch Pflanzenöle – allen voran Leinöl – weisen hohe Konzentrationen auf. Bei der Lagerung dieser Produkte ist jedoch zu beachten, dass Fette, die viele ungesättigte Fettsäuren enthalten, dazu neigen, schnell zu oxidieren und somit ranzig zu werden. Also immer dunkel und kühl aufbewahren und möglichst schnell verbrauchen!

Bei der diätetischen Unterstützung dementer Hunde oder einfach, um die altersbedingt nachlassende Gedächtnis- und Lernleistung etwas zu unterstützen, steht seit einigen Jahren der Einsatz mittelkettiger Fettsäuren im Fokus. Diese sind v.a. im Kokosfett enthalten und sollen sich positiv auf den Stoffwechsel der Nervenzellen auswirken. Dieser Effekt wurde sowohl bei Hundesenioren, die demente Verhaltensmuster aufweisen wie auch bei Epileptikern nachgewiesen. Eine geeignete Dosierung orientiert sich hierbei jedoch stark am individuellen Patienten und sollte immer im Rahmen einer tierärztlichen Ernährungsberatung eruiert werden.

Fasern („Ballaststoffe“)

Faserstoffe in der Nahrung können helfen, die Kotkonsistenz zu verbessern und liefern zudem einen wichtigen Beitrag für ein stabiles Darmmikrobiom. Sie können auch bei Hunden, die zu Übergewicht neigen, eingesetzt werden, um das Futtervolumen zu erhöhen, ohne dabei einen nennenswerten Beitrag zur Energieversorgung zu liefern.

Für einen gezielten Einsatz sollte die chemische Charakteristik der Fasern beachtet werden. So gibt es z.B. die unlöslichen Fasern, die kein Wasser binden. Hierzu zählt die Futtercellulose. Sie wirkt als reiner Füllstoff und ist vor allem für Hunde geeignet, die zu Übergewicht neigen oder abnehmen müssen, im Gegenzug aber bei der Verringerung der Futtermenge „unleidlich“ werden oder anfangen, aus Hunger allerlei ungenießbare Dinge aufzunehmen. Futtercellulose ist ein geruch- und geschmackloses Pulver, was – in etwas Flüssigkeit angerührt – dem Futter zugegeben werden kann. Die Futtermenge wird damit vergrößert, was dem Hund einen Sättigungseffekt vermittelt, ohne dass zusätzliche Kalorien aufgenommen wurden.

Anders verhält es sich mit den löslichen Fasern, zu denen beispielsweise Flohsamenschalen oder spezielle Zuckerverbindungen wie Pektin und Inulin gehören. Diese sind für den Körper nicht verdaulich und werden so weitgehend unverstoffwechselt durch den Dünndarm hindurch in den Dickdarm befördert. Dort sitzen Bakterien, die an der Aufrechterhaltung des physiologischen (und somit erwünschten) Darmmikrobioms beteiligt sind und u.a. für eine intakter Darmbarriere (wichtig, um die lokale Abwehr gegen oral aufgenommene Krankheitserreger zu stärken) wichtig sind. Ihnen dienen die löslichen Fasern als Nahrung. Als Abbauprodukte werden durch die Fermentation zudem kurzkettige Fettsäuren gebildet, die den Darmzellen als Energiequelle dienen und somit zur Intaktheit dieser Schranke zwischen Darminhalt und Blutkreislauf beitragen. Gerade für Hundesenioren, die zu wiederkehrenden Durchfällen unklarer Ursache neigen (evtl. auch sog. Stressdurchfall), ist der gezielte Einsatz dieser Fasern anzuraten.

Mineralstoffe und Vitamine

An dieser Stelle sollen nur die Mineralstoffe und Vitamine genannt werden, denen bei der Ernährung von Hundesenioren eine besondere Bedeutung zukommt.

Zeigt sich in einer blutchemisch oder bereits klinisch eine nachlassende Nierenfunktion oder ist der Hundesenior ein Herzpatient, sollte die Natriumaufnahme begrenzt werden. Natrium bestimmt maßgeblich das Durstgefühl und somit die Wasseraufnahme von Hunden, so dass hier die Niere oder das Herz mit einer zu hohen Wasseraufnahme überfordert sein können. Ebenso ist auf den Phosphorgehalt des Futters zu achten. Es ist erwiesen, dass hohe Phosphorgehalte, die als bestimmte Salze vorliegen, die Nieren belasten und das Voranschreiten einer Niereninsuffizienz beschleunigen können. Daher sollte sich die Phosphoraufnahme am Bedarf orientieren und ein weites Verhältnis zwischen den Mineralstoffgehalten Calcium und Phosphor angestrebt werden. Eine Ausnahme stellen jedoch Hunde dar, die zur Bildung calciumhaltiger Harnkristalle oder -steine neigen.

Im Gegensatz zu diesen Restriktionen ist es ratsam, die Aufnahme der Spurenelemente Zink und Selen maßvoll zu steigern. Zink stärkt das Immunsystem und unterstützt die Hautgesundheit. Selen wirkt als Antioxidanz und ist somit ein Fänger freier Sauerstoffradikale, welche die Zellen schädigen können. Eine ähnliche Wirkung zeigt auch Vitamin E, so dass auch hier eine Zulage induziert ist. Vorsicht ist bei bedarfsüberschreitenden Mengen an Vitamin A (z.B. in großen Mengen in Leber enthalten) geboten. Es wird in der Leber gespeichert. Ist die Leberfunktion jedoch altersbedingt herabgesetzt, kann es hier zu einer zusätzlichen Belastung kommen. Positiv hat sich der Einsatz von B-Vitaminen (v.a. Vit. B12) gezeigt. Diese fördern die Gesundheit des Nervengewebes und können dabei helfen, die Gehirnleistung zu verbessern bzw. aufrecht zu erhalten.

Foto: shutterstock/Bonsales

 

Fütterungsmanagement

Neben dem reinen Nährstoffprofil einer seniorenangepassten Ration kann es auch notwendig werden, das Fütterungsmanagement anzupassen. Ältere Hunde leiden häufiger unter Schwankungen des Blutzuckerspiegels, was zu Müdigkeit und Kraftlosigkeit bis hin zu Sinnestrübungen oder gar kurzen Bewusstseinsverlusten führen kann. In diesen Fällen ist es angezeigt, nicht nur ein oder zwei größere Mahlzeiten pro Tag zu verfüttern, sondern mehrere kleine Portionen über den ganzen Tag verteilt anzubieten. Bewährt hat sich hier neben der Frühstücks- eine Mittagsmahlzeit, ggf. ein kleinerer Nachmittagssnack und das Abendessen. Vor der Nachtruhe kann dann ggf. noch eine Minimahlzeit (gebackener Hundekeks o.ä.) angeboten werden. Ist der eigene Hund jedoch insulinpflichtiger Diabetiker, sollten Fütterungszeiten und Insulingaben aber unbedingt aufeinander abgestimmt sein.

Auch die Zufuhr von Flüssigkeit spielt beim Senior eine bedeutende Rolle. So neigen ältere Hunde dazu, nicht mehr ausreichend Wasser aufzunehmen. Dies ist jedoch essentiell für die Funktion der Stoffwechselorgane (insbesondere der Nieren), die Durchblutung und vor allem in den Sommermonaten für die Thermoregulation. Um den Hund zum Trinken zu animieren, hat es sich bewährt, verschiedene Wasserquellen über die Wohnung verteilt aufzustellen. Dabei kann auch zwischen verschiedenen Materialien für den Wassernapf gewechselt werden – also z.B. Edelstahl, Kunststoff oder Keramik. Einige Hunde bevorzugen auch fließendes Wasser – hier kann ein Zimmerspringbrunnen (Achtung, Wasserqualität beachten!) oder spezieller Trinkbrunnen aus dem Heimtierbedarf zum Einsatz kommen. Mit einem Schluck Milch, einem Löffel eingerührter Leberwurst oder dem Kochwasser von Fleisch kann man das Wasser zudem geschmacklich aufwerten. Hier sind jedoch zwei Aspekte zu beachten: Zum einen wird das Wasser hiermit vor allem in den Sommermonaten mikrobiologisch recht instabil, ein häufigerer Wechsel ist somit unabdingbar. Zum anderen kann es dann natürlich passieren, dass viele Hunde weit über den eigentlichen Durstreiz hinaus trinken. Das ist per se erstmal unbedenklich, sollte aber in Hinblick auf die Erhöhung des Harnvolumens und die damit einhergehende erhöhte Absatzfrequenz beachtet werden!

 

Was tun bei mäkeligen Fressern?

Aufgrund des nachlassenden Geruchs- und Geschmackssinns wird mancher ältere Hund plötzlich zu einem schlechten Fresser. Vor allem, wenn Begleiterkrankungen schon zu einem Abbau von Körpersubstanz geführt haben, man durch eine regelmäßige Medikamentengabe auf eine Futteraufnahme angewiesen ist oder der Hund zum Nüchtern-Erbrechen neigt, sollte jedoch eine abschätzbare Futteraufnahme gewährleistet sein.

Bevor hierbei jedoch Fütterungsaspekte unter die Lupe genommen werden, sollte vorher ausgeschlossen werden, dass gesundheitliche Probleme zum mäkeligen Fressen führen. An erster Stelle sei hierbei neben internistischen Problemen, auf die an dieser Stelle aufgrund der Fülle möglicher Krankheiten nicht weiter eingegangen werden soll, die Zahngesundheit zu erwähnen. Unerkannte Frakturen der Backenzähne, durch Zahnstein bedingte Entzündungen oder lockere Zähne können dazu führen, dass v.a. Kauartikel oder Trockenfutter nicht mehr gefressen werden, Nassfutter aber meist schon noch.

Wurde der Hundesenior tierärztlich durchgecheckt und hierbei keine Gründe für die reduzierte Futteraufnahme gefunden, kann man bezüglich der einzelnen Futterkomponenten und des Fütterungsmanagements an einigen Stellschrauben drehen. Schaut man in wissenschaftliche Arbeiten, haben sich hier gewisse Geschmackspräferenzen für den Hund gezeigt. So werden Futtermittel mit hohen Gehalten an Protein und Fett lieber gefressen als faser- oder kohlenhydratreiche Produkte. Hierbei sollte aber auf mögliche gesundheitsbedingte Restriktionen geachtet werden (siehe Abschnitt zu den einzelnen Nährstoffen). Blickt man auf die Proteinquellen, sind die tierischer Herkunft beliebter als pflanzliche Eiweißträger. Unter den Fleischsorten zeigt sich dabei nochmals eine Präferenz von Rind und Schwein gegenüber Geflügel oder Pferd. Besonders beliebt sind auch Fisch (v.a. die fetthaltigen Salzwasserfischsorten) und Eier. Wird Fleisch stückig verfüttert, so mögen die meisten Hunde dieses zerkleinert und gebraten lieber als unzerkleinert und roh. Auch „süß“ wird von Hunden gerne gemocht, hier stehen in der Beliebtheitsskala vor allem Fruktose (Fruchtzucker) und Rohrzucker weit oben. Allgemein wird warmes Futter kaltem vorgezogen.

 

Sinn und Unsinn von Ergänzungsfuttermitteln mit gesundheitsbezogenen Aspekten für Hundesenioren

Auf dem Markt ist eine schier unüberschaubare Vielfalt an verschiedenen Ergänzungsfuttermitteln für Hundesenioren erhältlich, die prophylaktisch oder therapiebegleitend bei verschiedenen Krankheitsbildern empfohlen werden.

Das wohl umfangreichste Sortiment an Ergänzern wird hierbei für die Unterstützung des Bewegungsapparates, v.a. bei einem chronischen Arthrosegeschehen, angeboten. Hierbei ist zu beachten, dass arthrotische Veränderungen in den Gelenken im Sinne einer Heilung nicht therapierbar sind, sondern lediglich das Voranschreiten der Arthrose oder akute entzündliche Prozesse eingedämmt werden können. Die Zufütterung bioaktiver Kollagenpeptide oder von Gelatinehydrolysat kann hierbei sinnvoll sein. Es wird eine Dosierung von 20g/ Tier/ Tag empfohlen. Die bioaktiven Kollagenpeptide liefern hierbei Aminosäuren, welche die Baueinheiten für das Kollagen des Gelenkknorpels darstellen. In Studien zeigten betroffene Hunde eine reduzierte Lahmheit und mehr Bewegungsfreude. Allerdings muss man bei solchen Studienauswertungen immer beachten, dass diese Einschätzungen zumeist dem Besitzer überlassen werden und somit ein gewisser Placebo-Effekt nicht auszuschließen ist. Um akuten Entzündungsschüben vorzubeugen, hat sich außerdem die Zufütterung der Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA bewährt (Dosierung: 1g EPA+DHA/ 10 kg Körpermasse/ Tag). Die zumeist in den Gelenkpräparaten ebenfalls verwendeten Glykosaminoglykane (z.B. Chondroitinsulfat) sind eher kritisch zu sehen. Zwar konnte experimentell eine Einlagerung in Knorpelgewebe nachgewiesen werden, jedoch sind die meisten auf dem Markt viel zu niedrig dosiert, um hier einen Effekt erzielen zu können. Auch waren die Ergebnisse klinischer Studien sehr kontrovers und längst nicht alle sahen einen Nutzen im Sinne einer Verbesserung von Lahmheit und gesteigerter Bewegungsfreude. Im Zusammenhang mit altersbedingter Arthrose ist aber auch immer das Hauptaugenmerk auf die Erhaltung des Idealgewichts (Übergewicht muss zwingend vermieden oder abgebaut werden!) und einen gezielten Muskelaufbau oder -erhalt, gerne mit gezielter physiotherapeutischer Begleitung – zu legen.

Vor allem ältere Hunde neigen verstärkt zu Zahnstein, der nicht nur ein optisches Problem ist, sondern auch die Zahnsubstanz gefährdet und als dauerhafter Bakterienherd auch das Herz und die Stoffwechselorgane belasten kann. Bereits bestehenden Zahnstein zu entfernen, ist langwierig und führt oftmals nicht zum gewünschten Erfolg. Daher sollten bereits bestehende Zahnbeläge tierärztlich entfernt werden, zumal sich diese Beläge gerne in Zahntaschen ansammeln, für deren Reinigung ein spezielles Instrumentarium notwendig ist. Prophylaktisch können dann sogenannte Polyphosphate zum Einsatz kommen. Sie binden Calcium im Speichel, welches für die Aushärtung weicher Plaques und damit die Manifestation harten Zahnsteins verantwortlich ist. Zudem haben die kleinen Mikrokristalle einen gewissen Abriebeffekt auf die Zähne. Einen weiteren mechanischen Reinigungseffekt können auch spezielle Faserstoffe bewirken, die in Futterkroketten oder Zahnpflege-Kauartikel eingearbeitet sind. Neigt der eigene Hund stark zur Zahnsteinbildung (v.a. Kleinstrassen sind hier überdurchschnittlich häufig betroffen), können Produkte mit den o.g. Zusätzen ergänzend zur täglichen Reinigung des Gebisses mittels Zahnbürste oder Fingerling angewendet werden.

Zuweilen verändert sich im Alter die Beschaffenheit von Haut und Fell. Dies kann sich durch Juckreiz oder Schuppenbildung zeigen, das Fell kann stumpf und glanzlos oder übermäßig fettig wirken. Wurden durch den Tierarzt ursächliche Gründe wie ein allergisches Geschehen, Milbenbefall oder systemische Erkrankungen (z.B. Morbus Cushing) ausgeschlossen, kann es sinnvoll sein, mit einer gezielten Zulage von B-Vitaminen, Biotin oder Fettsäuren die Haut- und Fellbeschaffenheit zu unterstützen. Als Lieferant nahezu aller B-Vitamine, v.a. Vit. B1, hat sich hierbei Bierhefe erwiesen. Bei stumpfem, glanzlosem Fell zeigen die betreffenden Hunde nach Bierhefe-Zufütterung schon bald eine deutliche Besserung der Fellqualität. Auch im Fellwechsel hat sich hier eine Unterstützung bewährt (Dosierung ~ 1g/ 10 kg Körpermasse). Beachtet werden sollte allerdings, dass es zu Beginn der Gabe zu einer Umstellung des Darmmikrobioms kommen kann – werden zu schnell zu große Mengen gefüttert, kann sich dies in Blähungen oder einer weichen Kotkonsistenz zeigen. Es sollte daher immer mit geringen Mengen begonnen werden und die Dosierung dann schrittweise gesteigert werden. Auch besitzt Bierhefe ein gewissen allergenes Potential. Ist also nicht klar, woher plötzlich auftretender Juckreiz kommt und steht somit möglicherweise ein Allergiegeschehen im Raum, sollte auf eine Supplementierung bis zur tierärztlichen Abklärung vorerst verzichtet werden. Ein essentieller Baustein für Keratin und somit für gesunde Haut, dichtes Fell und feste Krallen ist Biotin. Es kann als Monopräparat zusätzlich zum normalen Futter gegeben werden, wenn der Hundesenior zunehmend unter brüchigem, stumpfen Fell oder immer wieder absplitternden Krallen leidet (Bedarf: 2 mg/ kg Körpermasse). Häufig wird rohes Ei gefüttert, um eine Biotinergänzung vorzunehmen. Hier sollte aber beachtet werden, dass Biotin nur im Eigelb enthalten ist. Eiweiß hingegen beinhaltet die Avidin, was seinerseits Biotin bindet und somit nicht verfügbar macht. Daher sollte für diese Zwecke nur das Eigelb verfüttert werden. An dieser Stelle sei zudem auf die Infektionsgefahr, z.B. mit Salmonellen, die sich aus der Verfütterung von rohem Ei ergeben kann, hingewiesen. Vor allem bei Patienten mit Atopischer Dermatitis, einer immunvermittelten Schädigung des Säureschutzmantels und somit der Hautbarriere, hat sich der Einsatz von Omega-3-Fettsäuren bewährt. Hierzu kann Fischöl in einer Dosierung von 50 mg/ kg Körpermasse zugefüttert werden.

 

Fazit

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass beim Hundesenior vielfach eine Anpassung der Fütterung notwendig ist, um dem steigenden Alter Rechnung zu tragen oder Erkrankungen gezielt diätetisch zu begleiten. Neben dem Griff zu kommerziellen Seniorprodukten lohnt sich hierbei auch immer die Konsultation eines auf Ernährung spezialisierten Tierarztes. Ihr Hundesenior wird es Ihnen danken!

 

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