Rally Dogdance – mehr Abwechslung im Hundetraining

LESEPROBE aus der SPF Sonderausgabe „Beschäftigung und Spiel“

Von Katharina Henf
Agility ist toll, aber nicht jeder Hund darf und mag Geräte wie Hürden und Wippen absolvieren. Rally Obedience ist toll, aber auf Dauer kann es etwas langweilig werden, seinen Hund nur an der linken Seite zu führen und immer wieder durch statische Übungen wie Sitz und Platz auszubremsen. Dogdance ist toll, aber nicht jeder ist so kreativ und geübt, dass er in Windeseile eine hübsche Choreografie auf sechs Beine stellen kann.

Die Lösung: Rally Dogdance! Ein bunter Parcours aus verschiedenen laminierten Schildern mit einzelnen Wendungen und Übungen weist dem Team den Weg. Die einzelnen Stationen sind in drei verschiedene Schwierigkeitsstufen eingeteilt und bieten damit Anfängern und Fortgeschrittenen jede Menge Ideen. Angelehnt an das Parcourskonzept des Agility, die DIN-A4-Schilder-Idee des Rally Obedience und die Trick- und Fuß-Elementen inklusive Musikinterpretation des Dogdance, vereint Rally Dogdance alle Vorteile dieser drei Sportarten in einer einzigen.

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Das Basiskonzept
Auf über 100 DIN-A4-Schildern stehen Anweisungen für Hund und Halter. Aus etwa 20 Stück dieser Schilder wird ein kleiner Parcours gebaut. Die Basis bildet die Kategorie „Drehen und Wenden“. Auf diesen Schildern stehen verschiedene Abbiegemanöver (rechts, links), Umdrehwendungen (de facto also 180°-Wendungen) und Laufbewegungen in Geradeausrichtung. Weil beim Dogdance ein ganz besonderer Fokus auf das Thema „Fluss“ gelegt wird, bilden diese Übungen den Schwerpunkt und die Basis von Rally Dogdance. Ein Hund, der flüssig trainiert wird, hat es viel leichter, konstant motiviert zu bleiben. Innerhalb einer flüssigen Darbietung ist auch die gesundheitliche Belastung wesentlich geringer. Und ganz nebenbei aus Richtersicht: Ein flüssiger „Tanz“ wirkt locker, beschwingt, leicht und ist toll anzusehen. Ein hoher Fluss kann unterschiedlich erreicht werden, wichtig hierbei sind aber vor allem die Übergänge von einem Trick zum nächsten, von einer Fußposition in die nächste und von einer Richtung in die andere. Sind die Übergänge nicht geschickt gesetzt, leidet der Fluss. Auf gut Deutsch: Es wirkt abgehackt. Auf den Schildern „Drehen und Wenden“ sind ausschließlich Wechsel und Bewegungen enthalten, die theoretisch flüssig zu laufen sind (praktisch hängt eine flüssige Umsetzung natürlich auch von den physischen und physiologischen Voraussetzungen des Teams ab). Ausschließlich die Start- und die Abschlussposition sollten statisch sein. Dogdance ist ein Präsentationssport, sodass ein kleiner Spannungsbogen durch eine Start- und Schlussposition zu erkennen sein sollte. Die Laufbilder sind sehr konkret, Mensch und Hund haben jeweils einen eigenen Pfeil (anders als im Rally Obedience), damit gibt es jedes Schild zweimal, einmal mit dem Hund in der linken Fußposition startend, einmal in der rechten Fußposition. Die Start- und Schlusspose sind völlig frei wählbar, da dort die Größe und der Körperbau des Hundes so unterschiedlich sind, dass es keinen Sinn macht, hier Einschränkungen oder genauere Angaben vorzunehmen.

 

Pimp your Parcours: Die Zusatzschilder
In den verschiedenen Sets mit den sogenannten Zusatzschildern finden sich viele Ideen für den Ausbau dieser Grundidee. Es gibt Trickschilder für statische Tricks, für Bewegungstricks und für Distanzarbeit, inklusive Platzhalter. Diese werden nicht konkret benannt, sondern absichtlich nur als Stichwort (z. B. Pfotentrick) vorgegeben, um jedem Hund den Sport zu ermöglichen, unter Umständen auch mit Handicap. Im Zusatzset „Fußpositionen“ wird der Dogdance-Unterkategorie „Heelwork to music“ (= Hackenarbeit/Fußarbeit zur Musik) Rechnung getragen. Im Reglement des Dogdance International e. V. sind bis zu 18 Fußpositionen in der Kategorie Heelwork to music erlaubt und erwünscht. Die Schilder dieser Kategorie kann man zum Beispiel rechts neben ein Abbiegeschild stellen, sodass die Wendung damit in der angezeigten Fußposition enden soll. Die neue Fußposition wird so lange eingehalten, bis ein neues Schild eine andere Fußposition anzeigt. Wichtig ist nur: Der Hund sollte dabei immer vorwärtslaufen, sonst wird das Parcourssystem zu unübersichtlich und konfus. Jeder kann für sich selbst auch jede andere Bewegungsrichtung des Hundes trainieren (rückwärts, seitwärts links und rechts, diagonal etc.), aber innerhalb eines Parcours, der im Idealfall für alle Teilnehmer einer Gruppe schaffbar sein soll, macht dies keinen Sinn. Auch einzeln können mit den Fußpositionsschildern lustige Übergangsspiele gespielt werden, um einen möglichst hohen Fluss zu erzielen.

 

Choreografietraining: Musik, bitte!
Beim Rally Dogdance darf gern Musik gespielt werden, denn damit tanzt es sich gleich beschwingter. In unserem ersten Turnierreglement wird es keine angekündigten Tempowechsel per Schild geben, da wir glauben, dass dieses Kriterium den einzelnen Teams aufgrund unterschiedlicher Geschwindigkeit und Genauigkeit nicht gerecht wird. Aber mithilfe der Temposchilder kann ein jeder für sich auch Tempowechsel grafisch sichtbar machen. Damit entsteht eine nahezu unbegrenzte Möglichkeit, seine eigene kleine Choreografie als Parcours darzustellen und damit aufzumalen und immer wieder trainieren zu können. Das ist für viele Dogdance-Anfänger der perfekte einfache Start ins Choreotraining, ohne allzu viel an Kreativität mitbringen zu müssen. Die Erfahrung zeigt nämlich, dass die Kreativität (im Zusammenhang mit dem Mut, sie auch öffentlich auszuleben) eines Teams von Dogdance-Jahr zu Dogdance-Jahr wachsen darf und muss. Zugegeben wird es schwer werden, eine komplette Klasse-3-Choreografie grafisch darzustellen, aber für den Anfang reicht das Rally-Dogdance-Konzept allemal. Im ersten Turnierreglement ist es derzeit vorgesehen, dass zwischen der Kategorie „ohne Musik“ und „mit Musik“ gewählt werden darf. „Mit Musik“ wird dann bei Anmeldung nach dem optimalen Lauftempo in „beats per minute“ (Schläge pro Minute) gefragt, also kann jeder zu Hause sein optimales Lauftempo heraussuchen, und der Turnierveranstalter muss einfach tanzbare Musik in der richtigen Schlaganzahl vorbereiten.

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Die Voraussetzung: Bei-Fuß-Gehen links und rechts
Die Basis für jeden Parcours ist das Bei-Fuß-Gehen des Hundes links und rechts neben den Beinen des Menschen. Von Anfang an werden beide Seiten trainiert, damit Hund und Mensch eine Chance haben, Muskulatur beidseitig und gleichmäßig aufzubauen. Ein Hund, der nur am linken Bein des Menschen läuft, hat schnell Verspannungen, zum Beispiel im Halswirbelbereich, und auch dem Menschen tut es gut, mal nach links und mal nach rechts geneigt zu laufen. Das Training des richtigen Bei-Fuß-Gehens setzt sich bei mir aus vielen kleinen einzelnen Trainingsschritten zusammen. Je nach Begabung und Vorkenntnissen von Hund und Mensch setze ich unterschiedliche Schwerpunkte. Die perfekte (Rally-)Dogdance-Grundstellung zeigt ein stehender Hund, um stetig im Fluss bleiben zu können, wohingegen im Obedience die Grundstellung im Sitz abgefragt wird. Im Rally Obedience wird zwar relativ häufig eine sitzende Grundstellung verlangt, aber dort darf ein Extrasignal gegeben werden. Somit beißen sich Rally Dogdance und Rally Obedience in dieser Frage nicht, allerdings ist es für Hunde, die klassisches Obedience oder auch die Ausbildung zur Begleithundeprüfung durchlaufen, sinnvoll, unterschiedliche Signale (einmal Grundstellung inklusive Sitz und einmal exklusive Sitz) einzuführen.
Beispielübungen für das perfekte Bei-Fuß-Laufen:

1. Fußposition „schönfüttern“:
Lernziel für den Hund: „Links/Rechts neben dem Menschen fühlt es sich suuuuuuper an!“
Lernziel für den Menschen: „Hier genau möchte ich meinen Hund haben, wenn ich diese Fußposition trainiere.“
Training: Der Mensch stellt sich exakt neben seinen Hund, also definiert die jeweilige Fußposition. Für den Hund wird dieses Verorten mit jeder Menge Clicks plus Futter begleitet. Sehr schüchterne Hunde erhalten schon Futter, während der Mensch noch auf dem Weg in die Fußposition ist, forschere Hunde erst in der exakten Position.
Diese Übung kann ein Hundeleben lang immer wieder aufgefrischt werden.
2. Gleichmäßig Laufen:
Lernziel für den Hund: die körperliche und geistige Fähigkeit zusammen mit dem Menschen gleichmäßig und länger andauernd in den Gangarten Schritt, Trab und Galopp zu laufen.
Lernziel für den Menschen: den Hund im Fluss zu halten.
Training: Der locker angeleinte Hund wird dazu animiert, mit dem Menschen mitzulaufen. Das Tempo sollte so gewählt werden, dass der Hund seine Lieblingsgangart laufen kann. In der Regel wird dies die Gangart Trab sein. Geclickt und gefüttert wird immer bei dem Kriterium Gleichmäßigkeit. Abstand zum Menschen und Blickkontakt sind erst einmal völlig irrelevant. Es zählt nur, ob der Hund in seinen eigenen Trott findet. Zuerst im Kreis, so, dass der Hund außen (nicht innen!) laufen kann, später auf geraden Strecken, später in allen möglichen Figuren, zum Beispiel in Achten oder mit eingebauten Volten (kleine Kreise). Wer mag, kann sich auch aus dieser Übung immer näher in seine Wunschposition clickern. Sobald das Kriterium „Gleichmäßigkeit“ immer erfüllt wird, kann der Fokus auf das Kriterium „Blickkontakt“ und anschließend auf das Kriterium „Nähe zum Menschen“ gelegt werden.

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3. Futterlocken, Handtarget und See-it-Target:
Die beiden ersten Übungen sollen kombiniert werden, sodass aus einer Grundstellung heraus erste Bei-Fuß-Gehstrecken entstehen. Dazu ist das Spannunghalten in den ersten Schritt des Menschen hinein entscheidend. Um dem Hund zu helfen, können verschiedene Techniken als Zwischenschritte eingeführt werden.
Futterlocken: Der Hund klebt an einer mit Futterstückchen gefüllten Hand.
Vorteil: Sehr motivierend, schnell umzusetzen, hohe Anziehungskraft für den Hund.
Nachteil: Der Hund konzentriert sich mehr auf das Futter als auf die Übung.
Handtarget: Der Hund berührt die Innenfläche der Hand mit der Nase.
Vorteil: Exaktes Führen mit klarem Ziel, nicht ganz so gehirnvernebelnd wie Futterlocken.
Nachteil: Weniger Anziehungskraft für den Hund, setzt Handtargettraining in anderen Situationen voraus, starke Hilfe, die auch abgebaut werden muss.
See-it-Target: Der Hund schaut die Außenfläche der Hand an.
Vorteil: Wenig Ablenkung von der Übung, trotzdem bei entsprechender Vorkenntnis ziemlich präzise Hilfe, Körperhaltung des Hundes entspricht am ehesten der des Bei-Fuß-Gehens ohne jede Handhilfe.
Nachteil: Am wenigsten Anziehungskraft für den Hund (setzt damit am meisten Training voraus), dadurch in sich selbst keine unbedingt motivierende Übung.
4. Die Fußposition finden: Shaping
Hat der Hund über verschiedene Übungen eine Grundidee für Fußarbeit entwickelt, kann man probieren, die jeweilige Fußposition auch mit Eigenleistung des Hundes abzufragen.
Lernziel für den Hund: Eine noch exaktere Idee, wo genau die Fußposition sich befindet, aktive Angebote lohnen sich.
Lernziel für den Menschen: Führen des Hundes ohne viele körperliche Hilfen (ausschließlich die Körperspannung des Menschen soll übrig bleiben, da diese auch für die Präsentation wichtig bleibt), saubere Wortsignalverknüpfung.
Training: Der Mensch nimmt wie bei der ersten Übung („schön“ füttern) die Fußposition ein. Anschließend stoppt der Mensch das Füttern (Futterhand nach oben), verlässt um wenige Zentimeter die Fußposition nach vorn (ohne jede Körperhilfe oder Handhilfe) und animiert seinen Hund per Stimme, aktiv mitzuarbeiten (z. B. mit „Action! Na los! Probier mal!“). Sobald der Hund die wenigen Zentimeter nachrutscht, startet man wieder mit dem Füttern. Später werden aus wenigen Zentimetern mehr, und aus der Bewegungsrichtung nach vorn werden auch schräge und seitliche Bewegungen weg vom Hund.
Darüber hinaus gibt es noch etliche Ideen mehr rund ums das Thema „Bei-Fuß-Gehen“. Wir arbeiten gern intensiv am Gangbild, zum Beispiel mithilfe von Cavalettitraining, Longiertraining, ganz gezielter Hinterhandschulung und unterschiedlichen Dressurlektionen (Galoppwechsel, Passagieren etc.). Ebenfalls von Vorteil kann es sein, das Körpergefühl des Hundes durch Balanceübungen und Koordinationsübungen zu verbessern. Für exakte Fußpositionen macht es zum Teil auch Sinn, über verschiedene Targets (= Zielpunkte) noch näher zum Ziel zu kommen. Hunde ab Kniehöhe zum Beispiel können hervorragend lernen, mit der Schulter am Menschenbein zu kleben, was nichts anderes als Targettraining ist. Auch Vierpfotentargets (z. B. Targetmatten) eignen sich hervorragend, um dem Hund die einzelnen Positionen noch deutlicher zu machen.

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