Kuck mal, was da krabbelt!

Von Dr. med. vet. Bela F. Wolf

Wenn etwas am Hund herumkriecht, das nicht zum Hund gehört, handelt es sich meist um Parasiten. Ektoparasiten nennt man Ungeziefer, welches sich im Fell tummelt, Gehörgänge entzündet, in die Haut sticht, Blut saugt, in Teppichböden wohnt und gern auch auf andere Tiere und sogar Menschen springt. Endoparasiten sind hingegen die ungebetenen inneren Gäste. Diese sind nicht weniger gefährlich, auch wenn man sie mit dem bloßen Auge meist nicht sofort erkennt.
Insgesamt freut die Fremdbesiedlung des Vierbeiners weder den Hund selbst noch den dazugehörenden Menschen, ist doch einiges davon auch auf Zweibeiner übertragbar und macht zudem den Hund nachhaltig krank. Zu den gängigsten ganzjährigen Übeln gehören Flöhe, Zecken, Würmer und Milben. Was kann man dagegen tun? Es gibt mehrere Herangehensweisen, um das Ungeziefer unschädlich zu machen.

 

Bernsteinzauber
Da wäre zum einen die zurzeit sehr beliebte Variante des Bernsteinzaubers gegen Flöhe und Zecken. Der Mensch geht dazu in eine beliebige Tierbedarfshandelskette seines Vertrauens und ersteht, nach eingehender Beratung durch meist unwissendes Fachpersonal, eine Bernsteinkette für sein Haustier. Bernstein (nach Bedarf auch durch einen Halbedelstein oder einfach nur durch einen vulgären Stein zu ersetzen) soll, nach Umlegen am Hals des Hundes oder durch Befestigen eines Bernsteinamuletts an Halsband oder Brustgeschirr des Tieres, Zecken und Flöhen das Wohnrecht verweigern.
Ist diese Methode wirksam?
Leider nein.
Selbst wenn Sie dazu bei Vollmond mit dem Hund und der Bernsteinkette gemeinsam durch einen Friedhof eilen, dabei drei Kröten schräg von links anschauen und eine magische Beschwörungsformel murmeln, wird das die Parasiten leider nicht davon abhalten, sich auf Ihrem Hausgenossen wohlzufühlen. Die Flöhe werden lachen, die Zecken stimmen fröhlich mit ein. Möglicherweise halten sie gemeinsam eine schwarze Messe ab.
Einziger Vorteil des Bernsteins ist: Wenn es schon nicht nutzt, so schadet es doch wenigstens nicht. (Außer Ihrem Portemonnaie. Aber das ist eine andere Geschichte.)

 

Kokosöl
Kokosöl folgt auf Platz zwei der Beliebtheitsskala gegen Zeck und Floh. Vielleicht haben Sie ja auch irgendwo gehört, Bernstein wäre nur in Kombination mit Kokosöl wirksam. Leider muss ich Sie schon wieder enttäuschen.
Kokosöl schützt weder mit noch ohne Knoblauch gegen Parasiten, ist also genauso unwirksam wie oben genannter Amulettzauber und irritiert noch dazu das Haarkleid des Hundes, indem es das Fell und die Haut nachhaltig verklebt und so noch extra dazu beiträgt, die Gesundheit des Hundes zu beeinträchtigen.
(Unwirksam ist übrigens auch der Zauber eines Voodoo-Heilers. Es hilft weder Handauflegen auf das Hundehaupt noch ein guter Wunsch quer durch das Internetz gegen Barzahlung. Das sei hier noch kurz angemerkt, nur für alle Fälle.)

 

Knoblauch
Eine andere Art der Schädlingsbekämpfung ist die beliebte Knoblauchkur gegen Würmer aller Art. Knoblauch, roh oder gekocht, in Pulverform aus dem Barf-Shop oder frisch vom Zopf gepflückt dem Futter beigemengt, soll Würmer töten oder Wurmbefall vorbeugen.
Weder das eine noch das andere ist der Fall. Knoblauch ist schon in geringer Dosis hochgiftig für unsere Hunde und gehört weder roh noch gekocht, weder in kleinen Mengen noch in hohen Dosen in den Futternapf. Einfach gar nicht! (Knoblauch hilft übrigens auch bei Menschen nachweislich nicht zur Verringerung des Schlaganfallrisikos, nicht mal, wenn sie täglich ein Kilogramm davon verzehren würden. Er verhindert aber mit Sicherheit die zwischenmenschliche Kommunikation durch üble Ausdünstung menschlicher Haut.)
Warum ist die Knolle so giftig für unsere Hunde? Knoblauch enthält Allium, welches das Hämoglobin der roten Blutkörperchen zerstört. Das Tier wird dadurch anämisch, leidet plötzlich an Durchfall, Erbrechen, Übelkeit, die Schleimhäute sind porzellanfarben, der Harn oft blutig, der Hund schlapp und schwach. Auch Atemnot und Herzprobleme können auftreten. (Das gilt übrigens auch für die Katze.)
Freunde der Knoblauchkur schwören auf die Wunderwaffe trotz aller tierärztlichen Ratschläge, Hunde ja nicht mit Knoblauch zu füttern. Der Knoblauch-Tipp hält sich mindestens genauso hartnäckig wie die Mythen über den Alpha-Wolf. Aber auch das ist eine andere, traurige Geschichte. Gefährlicherweise treten bei manchen Hunden die Vergiftungssymptome nicht sofort nach Aufnahme der Knoblauchzehe, sondern erst ein paar Tage später auf. Und dann weiß keiner, warum der Hund plötzlich Krankheitssymptome zeigt. Das sollte doch nachdenklich stimmen, vor allem, da es allein menschliche Inkompetenz ist, die den Hund so zerstört. Und zudem ganz leicht vermeidbar wäre.

(…) Dies ist eine Leseprobe, den vollständigen Artikel gibt’s in der SPF Sonderausgabe Gesundheit)

 

Chemie: Wirksam, aber nicht weniger gefährlich!

Keine Sorge, ich bin kein Freund von Bravecto und Co. Sie können also beruhigt weiterlesen, ich möchte Ihrem vierbeinigen Freund weder einen Giftcocktail andrehen, noch möchte ich Ihnen teures, aber nutzloses Spezialfutter empfehlen.

Es ist aber so: Alles, was wirkt, hat auch Nebenwirkungen, manchmal stärker, manchmal schwächer. So wie nicht alle Menschen gleich sind und verschieden stark auf Medikamente ansprechen, sind auch alle Hunde nicht gleich sensibel und empfänglich für Medikamente und deren Inhaltsstoffe. (Das gilt auch für Hundefutter.) Ist Ihr Hund sogar hochsensibel, wirkt möglicherweise schon eine viel geringere Dosis als die im Beipacktext angeführte, und auch die Nebenwirkungen werden heftiger ausfallen.

Einige Hunde werden hochgiftige Antiparasitika locker wegstecken, andere zeigen starke Nebenwirkungen oder Vergiftungssymptome, und ein paar besonders empfindliche oder hochsensible Tiere sterben auch daran. Einige Hunde leben munter und gesund bis an ihr Lebensende, wenn sie nichts als Industriefutter fressen, andere sterben, wenn sie gebarft werden, indem sie durch den nächstbesten Knochen an Darmverschluss verenden.

Die Pharmaindustrie hat eine riesige Kriegsflotte gegen Parasiten auf dem Markt. Von Spot-on-Präparaten, die man auf die Hundehaut tropft, bis zu Langzeittabletten und Halsbändern ist alles dabei, was Parasiten umbringt. Meist erfreulicherweise gleich mehrere Arten auf einmal, wie Flöhe, Zecken, einige Wurmarten und Milben.

Aber um welchen Preis?

Mal ganz davon abgesehen, dass diese Antiparasitika sehr teuer sind, auch im Einkaufspreis für den Tierarzt und nicht nur für den Endverbraucher, ist der Preis nicht nur beim Preis hoch. Den Preis zahlt nämlich meistens der Hund, und zwar mit seiner Gesundheit. Eben weil die Spot-on-Methode auch für Tierärzte nicht ganz billig ist, greifen manche Kollegen gern zu einem altbekannten Mittel aus der Großtiermedizin, zu „Ivermectin®“. Ivermectin ist für Nutztiere zugelassen, aber nicht für Hunde und Katzen. Es kann schwere Nebenwirkungen erzeugen, das Trommelfell vor allem beim Welpen schädigen, das Tier taub machen, bleibende neurologische Schäden auslösen und sogar zum Tod des Tieres führen.

Daher: Finger weg von Ivermectin!

Meiner Meinung nach wird heutzutage sehr oft viel zu sorglos mit all diesen Präparaten umgegangen. Vonseiten der Tierärzteschaft und vonseiten der Hundehalter selbst. Dass einige Präparate gegen Parasiten für jedermann ohne Rezept frei erhältlich im Supermarkt, Tierhandel oder Online-Shop erhältlich sind, kann zu gefährlichen Konsequenzen für unsere Fellfreunde führen.

Ein zu sorgloser Umgang mit einem meist unwirksamen, aber dennoch giftigen Präparat aus dem Drugstore, das man falsch dosiert, zu häufig und auch meist an der falschen Stelle aufträgt, führt dazu, dass man letzten Endes doch den Tierarzt seines Vertrauens aufsucht. Meist wird dann vergessen oder nicht gefragt, ob schon etwas unternommen wurde. Das Tier erhält zusätzlich noch ein anderes giftiges, diesmal aber wirksames Präparat, dessen Dosis oft Pi mal Daumen abgeschätzt und nicht genau nach Körpergewicht des Hundes berechnet wird. Und zack!, schon haben Sie blitzschnell eine Überdosis erreicht. Die Sie, im Fall eines Spot-on-Präparats, nicht mehr rückgängig machen können. Auf der Haut ist in der Haut, da gibt es kein Zurück.

Oft wird auch noch selbstständig nachdosiert, weil die erste Dosis „nicht gewirkt“ hat. Das ist eine sehr gefährliche Richtung. Viele für den Hund zugelassenen und rezeptfrei erhältlichen Spot-on-Präparate sind zudem für Katzen giftig.

Die Vergiftung findet sogar durch bloßen Körperkontakt zwischen Hund und Katze statt, selbst wenn die Katze gar nicht mit dem Präparat behandelt wurde! Es reicht ein Vorbeistreifen, und schon geht es der Katze schlecht. Schlimmstenfalls endet es für die Katze tödlich. Auch das wäre vermeidbar, wenn man den Beipacktext gründlich liest. Alle Spot-on-Präparate, die den Wirkstoff Permethrin enthalten, sind für Katzen hochgiftig. Haben Sie Hund und Katze im Haus, bedeutet das für Sie, auf diese Präparate unbedingt völlig zu verzichten. Dazu zählen die Marken Exspot, Advantix Spot on, Preventic Spot on und Fleetic Spot on. Aber auch Arzneimittel mit den Wirkstoffen Deltamethrin oder Flumethrin sind für Katzentiere tödlich.

 

(…) Dies ist eine Leseprobe, den vollständigen Artikel gibt’s in der SPF Sonderausgabe Gesundheit)

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