Akupunktur bei Hunden
Von Renate Albrecht (Foto: Renate Albecht)
++ LESEPROBE aus der SPF 24 ++
Akupunktur – ein Teilbereich der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM)
Die Akupunktur ist ein Teilbereich der uralten Traditionellen Chinesischen Medizin und basiert auf Gedankenmodellen, die uns Europäern zunächst einmal absolut fremd erscheinen.
Die TCM geht davon aus, dass ein gesunder Körper sowohl physisch als auch psychisch und emotional im Gleichgewicht ist. Die Einheit von Körper und Geist bildet die Grundlage für den ganzheitlichen Ansatz in der TCM und somit auch in der Akupunktur. Es wird also niemals nur das erkrankte Organ behandelt, wie es in der westlichen Medizin häufig der Fall ist, sondern die TCM umfasst und therapiert immer den gesamten Organismus. Es entstand über Jahrtausende ein eigenständiges, komplexes und ganzheitliches Medizinsystem, das nicht nur das Lebewesen als Einheit von Körper, Geist und Seele begreift, sondern es auch im engen Zusammenhang und Zusammenspiel mit der Welt und den allgemeingültigen Naturgesetzen betrachtet.
Wenn wir über Traditionelle Chinesische Medizin sprechen, dann fällt uns dazu häufig nur die Akupunktur ein. Die TCM umfasst aber weit mehr als nur eine Methode. Zu ihr zählen:
- die Arzneitherapie (Phytotherapie), die größtenteils mit pflanzlichen Wirkstoffen arbeitet, aber auch mineralische oder tierische Bestandteile umfasst,
- Massagetechniken (Tuina), die sich an der Meridiantheorie orientieren und weiche und kräftige Grifftechniken und auch Akupressur beinhalten,
- die Bewegungstherapie (Qigong,Taiji) und Atemübungen (nicht bei Tieren möglich),
- die Ernährungslehre/Diäthetik, die je nach Erkrankung bestimmte Nahrungsmittel empfiehlt oder verbietet und nichts mit einer Diät im Sinne von Gewichtsreduktion zu tun hat,
- die Akupunktur.
Dies alles zusammen bezeichnet man als die 5 Säulen der TCM, wobei erste Aufzeichnungen im etwa 4500 Jahre alten ersten großen Werk Huangdi Neijing zu finden sind, was als Ursprung der Theorie der chinesischen Medizin gilt. Erste veterinärmedizinische Aufzeichnungen finden sich in der Shang-Dynastie vor etwa 3000 Jahren. Die sogenannte TCVM, also der Veterinärzweig, entwickelte sich im alten China vor allem zur Behandlung von Pferden, die als Arbeitstiere und in Kriegen eingesetzt wurden, und es bestand großes Interesse, sie gesund und leistungsfähig zu erhalten.
Die Akupunktur hat sich im Vergleich zu den anderen Teilgebieten der TCM im westlichen Gesundheitssystem, sowohl im Human- als auch im Veterinärbereich, am weitesten verbreitet. Über französische Kaufleute kam die Akupunktur im 17. Jahrhundert erstmals nach Europa, geriet dann aber wieder in Vergessenheit. Erst nachdem sich China in den 1960er-Jahren zum Westen hin öffnete, wurde die Akupunktur im westlichen Kulturkreis richtig bekannt und erhielt vermehrt Aufmerksamkeit.
In Deutschland findet die Akupunktur immer mehr Anhänger, wobei sie nach wissenschaftlicher Überprüfung und Erforschung der Wirksamkeit in der Humanmedizin aber erst seit dem 01.01.2007 anerkannt ist und von den Krankenkassen bei bestimmten Krankheitsbildern als Therapie bezahlt wird.
Wie bei vielen anderen Therapien auch, wurde die Akupunktur bei Hunden aus den Ansatzpunkten der Therapie für Menschen entwickelt. Die Akupunkturpunkte wurden aus der Humanmedizin übernommen und an die anatomischen und physiologischen Gegebenheiten des Hundes angepasst.
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Wie wirkt die Akupunktur in der Schmerztherapie?
Winzige Bündel von feinen Nerven und Gefäßen sind an den Akupunkturpunkten im ganzen Körper verteilt. Die unterschiedliche Leitfähigkeit der Nervenzellen unterstützt bei der Behandlung von Schmerzen.
Das Einstechen mit der Nadel wird als leicht schmerzhaft empfunden. Dieses Einstechen führt an dem Segment der Akupunkturstelle und den umgebenden Segmenten zu einem analgetischen Effekt (Analgesie = das Ausschalten von Schmerzen). Die frische Körperverletzung durch die Nadel verlangt vom Körper eine sofortige Reaktion, wobei der andere, schon länger vorhandene Schmerzreiz weitgehend ausgeblendet wird. Der Schmerzreiz durch den Nadelstich tritt in Konkurrenz gegen den schon bestehenden, beispielsweise Rückenschmerz, dabei entsteht eine neue Situation und der Körper wird in die Lage versetzt, sich neu einzustellen und zu regulieren.
Zusätzlich werden durch das Reizen an bestimmten Stellen Mechanismen zur Schmerzkontrolle aktiviert. Durch das Nadeln wird ein stimulierender Reiz ausgelöst, der zu einer vermehrten Ausschüttung von körpereigenen Substanzen, den sogenannten Endorphinen, führt. Diese auch als Glückshormone bezeichneten Stoffe wirken ähnlich wie Morphium. Da der Körper über ein eigenes Schmerzhemmsystem verfügt, das je nach Situation individuell – weniger oder mehr – agiert, kommt es zur Schmerzverminderung und psychischer Entspannung.
Viele Akupunkturpunkte sind identisch mit den sogenannten Triggerpunkten (= lokal begrenzte Muskelverhärtungen in der Skelettmuskulatur), die lokal druckempfindlich sind und von denen übertragene Schmerzen ausgehen können. Wird an einer solchen Stelle mit einer Nadel gestochen, normalisiert sich die Spannung in dem Muskel, meist von einem leichten Zucken des Muskels begleitet. Auch hierüber lässt sich die lindernde Wirkung der Akupunktur auf Schmerzen im Bewegungsapparat erklären.
Die Akupunktur ist nicht nur ein rasch wirksames Mittel zur Schmerzlinderung, sie wirkt zudem entspannend auf Verspannungen in der Muskulatur, aktiviert das Immunsystem durch einen Anstieg der Abwehrzellen im Blut und wirkt belebend auf die Muskelkraft, zum Beispiel bei Lähmungen. Auch werden mithilfe der Akupunktur über die Freisetzung von Wachstumshormonen die Selbstheilungskräfte des Organismus aktiviert. Durch Reizung von bestimmten Akupunkturpunkten können Organe, die diesen Punkten zugeordnet sind, in ihrer Funktion beeinflusst werden.
Die Akupunktur beeinflusst physiologische und biochemische Zustände des Organismus und stellt dabei das Gleichgewicht wieder her. Durch die Aktivierung der Lebenskräfte nimmt die Vitalität zu. Auch die Lebensfreude und die Aktivität der Patienten werden angeregt.
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