Hundeerziehung früher und heute

 

Viele Menschen können sich noch gut daran erinnern, dass zu ihrer Zeit kein großes Tamtam um den Hund gemacht wurde. Er lebte auf dem Hof oder im Garten und war einfach da. Oftmals wurde der Vierbeiner allein zu Arbeitszwecken angeschafft, d.h., er war beispielsweise Bewacher, Herdenhüter oder Jagdgehilfe. Diese Tiere hielt man nur selten im Haus, Zwinger und Kette hinderten sie am Davonlaufen. Arbeitshunde werden mittlerweile nur noch selten benötigt. Vielmehr sehen Tierliebhaber in ihrem Dackel, Schäferhund, Golden Retriever und Co. einen vierbeinigen Freund, der Leben sowie Freizeit auf eine tolle Art und Weise bereichert.

Eine ausschließliche Zwingerhaltung ist laut Tierschutzgesetz in Deutschland als nicht artgerecht anzusehen. Pixabay.com © Mimzy CCO Public Domain

 

Nützliche Einrichtungen: Hundesportvereine und -schulen

Bis auf die Ausbildung eines Hundes für die von ihm zu erfüllenden Aufgaben, spielte Erziehung kaum eine Rolle. Begriffe wie konditionierte Entspannung, Clicker, Markerwort etc. gab es damals noch nicht. Auch dachte kaum jemand über die natürlichen Verhaltensweisen eines Vierbeiners nach, um die Ursache für ein problematisches Handeln herauszufinden. Klassische Hundeschulen, wie wir sie heute finden, waren unbekannt. Dafür stand eine große Anzahl an Hundesportvereinen zur Verfügung, sie gibt es heute noch.

Unterschied zwischen Hundeschule und -sportverein

Es gibt einige Parallelen zwischen den beiden Einrichtungen, allerdings auch Unterschiede, die sich aus den nachstehenden Beschreibungen ergeben:

  • Hundeschule – sie werden von ausgebildeten Trainern geführt, die fast ausnahmslos Alltagstraining anbieten, das sich vor allem auf den Familienhund konzentriert und zur Integration in den Alltag beiträgt; dazu zählen unter anderem das Erlernen von Grundgehorsam, Leinenführigkeit und soziales Verhalten bei Hundebegegnungen; manche Schulen spezialisieren sich auf bestimmte Problematiken wie unerwünschtes Jagen, Ängstlichkeit, Aggressivität und ähnliches
  • Hundesportverein – die Bezeichnung ist selbsterklärend, in erster Linie geht es um Sport; meist sind ehrenamtliche Trainer im Einsatz, nicht immer verfügen sie über eine entsprechende Ausbildung; je nach Verein wird zum Beispiel Gebrauchshundesport und/oder Agility angeboten, teilweise stehen auch Welpenkurse, Junghundegruppen sowie Begleithunde-Training auf dem Programm

Heutige Gründe für die Anschaffung eines Hundes

Es sind vor allem die veränderten Lebensbedingungen, die für einen Wandel im Bereich der Anschaffungsgründe gesorgt haben. Wir leben überwiegend in Ballungsgebieten, Gebrauchshunde sind dort nicht gefragt. So wohnte die deutsche Bevölkerung im Jahr 2021 wie folgt:

  • 37,2 Prozent in einem Mietobjekt
  • 4,74 Prozent in einer Wohngemeinschaft
  • 28,67 Prozent in ihrem eigenen Haus
  • 4,48 Prozent in einer Eigentumswohnung

Die Aufgabe der Wachhunde übernimmt heute die Technik, beispielsweise in Form von Bewegungsmeldern, Alarmanlagen und Bewachungskameras. Die Hauptanschaffungsgründe für einen Hund haben sich in der Gegenwart komplett verändert, im Vordergrund stehen:

  • Tierliebe
  • Freude an Spaziergängen, aber nicht allein
  • Gesellschaft in den eigenen vier Wänden

Ein Hund im Haushalt trägt zum seelischen Wohlbefinden von uns Menschen bei. Erwiesenermaßen hilft er chronisch kranken Kindern in der Regel, entsprechende Behandlungen zu verkraften. Unsere treuen vierbeinigen Partner gelten zudem als Gute-Laune-Macher. Es ist erstaunlich, wie sie sofort spüren, wenn es dem Besitzer schlecht geht. Auf ihre Art und Weise wissen sie perfekt zu trösten, sei es bei psychischen Problemen oder einem emotionalen Trauma. Wer tagtäglich mit seinem Hund mindestens einen langen Spaziergang macht, profitiert darüber hinaus von einer guten Fitness sowie mentalen und physischen Gesundheit.

Kinder, die mit Hunden aufwachsen, sind laut Studien konzentrierter in der Schule und erzielen bessere Ergebnisse. Pixabay.com © Steffen L. CCO Public Domain

Was hat zum Wandel in der Hundeerziehung beigetragen?

Forschung und Wissenschaft stehen auch im Tierbereich nicht still. Vor etwa 25 Jahren gab es noch keinerlei Studien über Haushunde. Mittlerweile werden regelmäßig neue Erkenntnisse gewonnen, die zu besseren und effizienteren Methoden in der Erziehung führen. Deutlich verändert hat sich zudem der Informationsfluss: Dank Telefon, Radio, TV und vor allem der Digitalisierung erweitern wir problemlos unser Wissen und finden ggfs. Hilfe durch kompetente Personen.

Modernes Training ist effektiv und hundefreundlich

Ein schmerzhafter Ruck am Ketten- oder Stachelhalsband, der früher gang und gäbe war, ist heute klar verboten. Die deutsche Tierschutz-Hundeverordnung enthält ein explizites Verbot zum Einsatz von Stachelhalsbändern und anderer schmerzhafter Mittel. Zu bedenken ist außerdem, dass früher die Vierbeiner entweder gar nicht spazieren geführt wurden oder sie deutlich mehr Freilauf genossen haben. Da in vielen Städten und Gegenden Leinenpflicht besteht, können Brustgeschirre, die damals kaum bekannt waren, die gesundheitlichen Risiken für den Hund deutlich verringern.

Seit vor über 20 Jahren das Clickertraining in Deutschland Einzug hielt, hat sich die Einstellung der meisten Menschen zum Hund und zur Hundeerziehung grundlegend gewandelt. Nunmehr gilt:

„Nur ein freundliches Training ist ein gute Schulung.“

Strenge und Brutalität wurden von Freundlichkeit sowie einem sanften Umgang abgelöst – und die heutigen positiven Erfolge in der Hundeerziehung zeigen auf, dass die moderne Variante unzweifelhaft die bessere ist.

Halsbänder sind out, Hundegeschirre in. Pixabay.com © Annika Nagel CCO Public Domain

Welche Bestandteile ein erfolgreiches Hundetraining ausmachen

Niemand ist ein „Weichei“, wenn er folgende Aspekte des modernen Hundetrainings berücksichtigt:

  • Lernen mit Gehirn – nicht nur bei uns Menschen, sondern auch bei Hunden ist gehirngerechtes Lernen die beste und schnellste Art, effiziente Ergebnisse zu erzielen
  • Lernspaß – er geht mit guten Gefühlen einher, weshalb sowohl ein rascher als auch nachhaltiger Lernerfolg erreicht wird
  • Einsatz von Leckerlies – die einfachste Art, den Hund für ein erwünschtes Verhalten zu belohnen
  • Premack-Prinzip – belohnungsbasiertes Training beinhaltet mehr als Füttern! Auch mit Verhaltensweisen, an denen der Hund Spaß hat, kann man vorhergehende Übungen belohnen
  • Nutzung von Spielzeug – dies stellt eine gute Ergänzung zu den Belohnungshäppchen dar, ebenso wie spielerisches Toben mit dem Hund, mehr oder weniger Distanz oder Körperkontakt
  • ruhiges, freundliches Kommunizieren – Hunde bevorzugen eine angenehme Sprachmelodie, Freundlichkeit in der Stimme trägt zu einem entspannten Miteinander und beiderseits angenehmen Wohlbefinden bei
  • langsame Steigerung von Schwierigkeitsgraden – sie lässt sich am besten an einem Beispiel erklären: Bei der „Bleib-Übung“ beginnt man zunächst an einem Ort ohne jede Ablenkung; erst wenn das perfekt sitzt, kommen beispielsweise andere Hunde ruhig sitzend in großer Entfernung ins Spiel, nach und nach wird die Distanz verringert

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