Selbstorganisation im Tierberuf

Von Manuela Röthenbacher

— LESEPROBE — Den vollständigen Text finden Sie in der SPF Ausgabe 22

Selbstständige genießen den Vorteil, dass sie sich ihre Arbeit so einteilen können, wie es ihnen am besten passt. Es gibt keinen Chef, der Vorschriften macht und Termine setzt. Was für ein angenehmes Leben!
So ist die allgemeine Vorstellung von Selbstständigkeit. In meiner Coaching- und Beratertätigkeit treffe ich immer wieder auf gestresste und unzufriedene Selbstständige, die mir erzählten, dass sie den roten Faden in ihrem Beruf nur noch schwer finden könnten. Sie hätten nur wenig Zeit für sich selbst, würden das Gefühl nicht los, dass sie von der einen zur nächsten Aufgabe hetzen, und am Abend wäre der Berg von Arbeit noch genauso hoch oder gar noch höher, als er es am Morgen schon war. Das Bild von Sisyphos drängt sich mir auf, wie er seinen Stein immer wieder den Berg hinaufrollt und dieser am Ende wieder zum Fuß des Berges fällt, worauf Sisyphos den Stein wieder den Berg hinaufrollen muss.
So zu arbeiten kann keinen Spaß machen. Das stresst und irgendwann ist die Freude an der Selbstständigkeit vergangen und im schlimmsten Fall suchen sich die Kunden mit Hund einen anderen Dienstleister.
Zusammen mit meinen Kunden analysierte ich die nachfolgenden Gründe für diesen Zustand. Vielleicht trifft ja der eine oder andere Grund auch auf Sie zu? Dann nehmen Sie sich gerne mit, was für Sie hilfreich und gut ist.

Foto:shutterstock.com
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1. Das schlechte Gewissen, nicht genügend zu schaffen
Es gibt unendlich viel zu tun. Ohne einen festen äußeren Rahmen, wie vorgegebene Arbeitszeiten oder ein erwartetes Arbeitsergebnis, können nur wir selbst uns diese Struktur geben. Wenn wir überlegen, was wir an einem Tag so schaffen können, überschätzen wir das häufig. Dies wiederum führt zum täglichen Frust: Schon wieder nicht das geschafft, was wir uns vorgenommen haben. Was können Sie tun, damit Ihre Planung besser wird und Sie abends mit gutem Gewissen in Ihren Feierabend starten können?

Tagesplanung
Planen Sie Ihren Tag. Schreiben Sie sich auf, was Sie an dem Tag gern schaffen möchten. Eine To-do-Liste ist dafür wunderbar geeignet.
Beginnen Sie damit, dass Sie maximal 60 % der Ihnen zur Verfügung stehenden Zeit verplanen. Warum ist das wichtig? Sie können nicht alles planen. Manche Dinge passieren einfach und Sie brauchen Zeit dafür. Ein Notfall, eine unerwartete Anfrage, die sofort eine Antwort benötigt, oder auch nur ein schlechter Tag, den Sie gerade haben. Und damit sollen Sie nicht in Stress geraten.
Wie errechnen Sie die Ihnen zur Verfügung stehende Zeit?
Hier ein Beispiel:
Nehmen wir an, dass Sie von 10 Uhr bis 20 Uhr arbeiten möchten. Sie planen sich jeden Tag 2 Stunden Pause ein, bleiben noch 8 Stunden.
Ihre festen Termine, z. B. Kundentermine, nehmen 3 Stunden in Anspruch. Somit können Sie an diesem Tag in 5 Stunden Ihre offenen Aufgaben abarbeiten. Sie verplanen nun 60 % dieser Zeit, d. h. 3 Stunden.
Überlegen Sie sich, was Sie in 3 Stunden erreichen können. Planen Sie sich dementsprechend Aufgaben ein.

Aufgabenplanung
Planen Sie Ihre Aufgaben in kleineren Einheiten von ca. 20–25 Minuten. Falls die Aufgabe länger dauert, so unterteilen Sie die Aufgabe dementsprechend.
Pausen sind wichtig. Planen Sie Pausen in Ihre Zeiten ein. Eine kleine Pause nach jeder Einheit und nach 2–3 Einheiten eine größere Pause.
Ich zeige Ihnen das anhand eines Beispiels. Nehmen wir an, Sie wollen ein neues Produkt in Ihr Angebot aufnehmen. Notieren Sie sich die einzelnen Schritte.
– Preisanfrage
– Bestellung
– Aufnahme in Ihren Onlineshop
– Newsletterbeitrag schreiben
– Newsletter versenden
Diese einzelnen Schritte sind zum Teil voneinander abhängig. Solange Sie die Preise nicht kennen, können Sie die Entscheidung nicht treffen, ob Sie das Produkt überhaupt aufnehmen.
Sobald Sie bestellen, können Sie den Newsletterbeitrag schon vorbereiten. Den Newsletter können Sie erst dann versenden, wenn der Artikel in Ihrem Onlineshop bestellbar ist.
Gehen wir davon aus, dass jeder Schritt in einer Zeiteinheit abgearbeitet werden kann. Nehmen wir an, Sie planen sich für heute die Preisanfrage ein. Erhalten Sie dann die Preise und entscheiden Sie sich für die Aufnahme in den Onlineshop, dann planen Sie die weiteren Schritte so ein, dass die Abhängigkeiten berücksichtigt sind.

Reflexion
Ein gut strukturierter Tagesablauf ist nicht nur für Hunde wichtig, sondern auch für uns Menschen. Am Ende des Arbeitstages nehmen Sie sich 5 Minuten Zeit, um zu reflektieren:
– Wie kommen Sie mit den 60 % klar? Haben Sie mehr Unterbrechungen, so planen Sie einfach weniger Zeit für die Aufgabenbearbeitung ein. Haben Sie weniger Unterbrechungen, so planen Sie mehr Zeit ein.
– Wie sind Sie mit der Menge an Aufgaben klargekommen? Hier erkennen Sie Ihre Fähigkeiten, den Zeitbedarf für die Aufgabenbearbeitung richtig einzuschätzen. Wenn Sie locker mit Ihren Aufgaben durchgekommen sind, dann schätzen Sie eher zu viel Zeit ein. Sind Sie nicht fertig geworden, obwohl Sie die Zeit voll verwenden konnten, dann schätzen Sie den Zeitbedarf für die Aufgaben zu gering ein.
Sie können sich dann jeweils einen Faktor überlegen, den Sie am nächsten Tag hernehmen, um Ihre Schätzung an die Realität anzunähern.
Nehmen wir an, Sie haben am Abend noch unerledigte Aufgaben auf Ihrer To-do-Liste stehen. Planen Sie am nächsten Tag z. B. 20 % mehr Zeit für dieselbe Aufgabe ein. Planen Sie auch für alle anderen neuen Aufgaben 20 % mehr Zeit ein, wie bisher. Am nächsten Abend können Sie überprüfen, ob Ihre Planung besser wurde.
Ich bin überzeugt davon, dass Sie mit dieser Übung ein schlechtes Gewissen am Ende Ihres Arbeitstages gut in den Griff bekommen.

Jahreszeitplanung
In einigen Berufen rund um den Hund gibt es Zeiten, in denen besonders viele Kundentermine anfallen, und Zeiten, in denen Kunden mit anderen Dingen beschäftigt sind oder das Wetter nicht passend ist, falls Sie Outdooraktivitäten anbieten. Nutzen Sie solche Zeiten, um größere Projekte zu planen. Sie wollen Ihre Website neu gestalten? Sie möchten ein paar Newsletter-Beiträge vorbereiten? Dann ist diese ruhigere Zeit ideal dafür.

— LESEPROBE — Den vollständigen Text finden Sie in der SPF Ausgabe 22

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