Ich bin ein ganz normaler Hundemensch, weiblich, bei dem zurzeit zwei Australien Shepherds und zwei Shelties ihr zu Hause gefunden haben. Agility und Obedience sind meine Lieblingsbeschäftigungen mit ihnen, aber auch die notwendigen BH – Prüfungen haben wir hinter uns gebracht. So habe ich den Artikel „Lernvorgänge“ mit Spannung gelesen.
Nehme ich die Anregungen von Ina Hildenbrand auf, so verkneife ich mir die Bücher und damit verbreiteten Methoden selbst ernannter Gurus und Hundeflüsterer. Laut der Tierpsychologin, die selbst sehr wohl Bücher über Hundeerziehung schreibt, bedarf es ganz einfach des fundamentalen Verständnisses: Wie lernt der Hund?
Zitat: „…die lerntheoretischen Grundlagen sagen uns also, wie das Lernen beim Hund funktioniert, vergleichbar mit der Bedienungsanleitung für einen Herd….“
Außerdem entbindet sie uns Hundelaien von der Verantwortung, sich mit „ Fachliteratur zu beschäftigen, die uns verwirrt, sich mit seltsamen Reiz – Reaktionsmustern oder anderen umständlich klingenden Dingen“ abzugeben. Nein, ich darf darauf bauen, dass mir Frau Hildenbrand alles verständlich und umsetzbar erklärt.
Sie entbindet uns allerdings nicht von der Verantwortung dafür, bei Problemen den Fachmann zu befragen und ihn, vor allem, zu erkennen. Ich frage mich allerdings, wie ich einen Fachmann erkenne, wenn ich nicht selber grundsätzliches physiologisches Wissen um das Lernverhalten meines Hundes habe.
Wenn ich als Hundebesitzer das Hormon Dopamin für ein Lutschbonbon halte, Meideverhalten mit erwünschter Folgsamkeit verwechsle, noch nie von selbstbelohnenden Verhaltensstrukturen gehört habe, dann, lass mich raten, werde ich auf viele Hundetrainer und deren einzig richtige Methoden hereinfallen.
Hat Frau Hildenbrand eigentlich ihre eigenen“ Methoden“ schon hinterfragt, nach neuesten Standard der Lerntheorie?
Ich trainiere seit 1996 mit jedem meiner Hunde für die VDH-Begleithundeprüfung. Ich kann mich gut daran erinnern, wie das anno dazu mal ablief. Ich bin mir sicher, dass das heutzutage anders gehandhabt wird, und zwar ohne „sanftes Hinunterdrücken des Hinterteils“. Ich selbst habe beruflich mit behinderten Kindern gearbeitet, ein passives Erarbeiten von Bewegungen ist sinnlos, gefragt ist aktives Erlernen einer Position oder eines Bewegungsablaufes.
Welch ein Glück, wenn ich mich als Hundelaie vorher schlau darüber mache, was unter dem Fachausdruck „Meideverhalten“ zu verstehen ist. Dann kann ich den guten Trainer, den „Fachmann“ erkennen. Dann kann ich es richtig einordnen, wenn mir Ina Hildenbrand innerhalb eines Artikels zuerst erklärt: „der Hund lernt nicht unter Angst und Stress“, aber nur wenige Zeilen später handfeste Klapse und Rucke empfiehlt, damit der Spaziergang mit einem an der Leine ziehenden Hund nicht „halbherzig durch ständiges Zerren und Schimpfen verdorben wird.“
Vielleicht wäre ein richtiges Clickertraining bei einem Fachmann etwas für Frau Ina Hildenbrand. Vielleicht könnten dann Grundkommandos richtig eingeübt werden? Positives Verhalten an der Leine beclickt und verstärkt werden? Um beim Clickertraining nach Ina Hildenbrrand zu bleiben: Ich bin kein Fachmann, aber im Traum würde mir nicht einfallen, ein „Sitz, Platz, Pfötchengeben“ mit dem Clicker zu bestätigen, wenn ich gerade das Apportieren üben würde. Ich bin verwirrt.
Auch schade, dass die Autorin uns nicht die „höheren Säugetiere“ nennt, die „besser als Hunde über Nachahmung lernen“. Es würde mich tatsächlich interessieren. Ich kenne Schäfer, die zum Beispiel sagen, ein zukünftiger Hütehund läuft im ersten Jahr nur mit und schaut einem älteren, erfahrenen Hütehund zu. Aber wahrscheinlich weiß der Schäfer nur nicht, was er sonst mit dem Welpen anfangen soll.
Selten hat mich ein Artikel so betroffen gemacht, vor allem, weil er in dieser Zeitschrift erscheint. Gerade dieser Artikel, geschrieben von einer Tierpsychologin, unterstützt das falsche Bild vom Hund, der mit einer „Bedienungsanleitung“ erzogen werden kann, Lernverhalten des Hundes, auf ein simples Niveau gebracht.
Emotionale Intelligenz, sich selbstbelohnendes Verhalten, soziale Strukturen, hormonelle Vorgänge und genetische Veranlagungen, alles beeinflusst das Erziehen des Hundes und nötigt mir den notwendigen Respekt ab. Im Laufe meines „Hundelebens“ sind mir viele Bücher und ihre Schriftsteller ans Herz gewachsen und haben mich mehr oder minder beeinflusst. Seien es TellingtonTouch, Turid Rugaas oder Karen Pryor, und ich glaube nicht, dass ihnen Ina Hildenbrand gerecht wird, wenn sie schreibt (natürlich ohne Namen zu nennen), Zitat: „…egal, ob sie ihrem Hund glauben die Schnauze lecken zu müssen oder die Ohrspitzen zu massieren, oder dieses oder jenes Zubehör benutzen, die Lernfähigkeit des Hundes werden wir damit nicht verändern.“
Ich bin kein Mensch, der „auf der Couch sitzt und auf die Wunderlösung wartet“ (Zitat Hildenbrand). Ich informiere mich. Und ganz bestimmt werde ich morgen früh einen langen Spaziergang mit meinen Hunden machen, und diesen Artikel einfach vergessen.
Ich freue mich auf die nächste Ausgabe meiner Lieblingszeitschrift: SitzPlatzFuss!
Ursula Ziemsen
Als “ nicht – deutsche“ habe ich lieber diesen Artikel zweimal gelesen, nachdem ich diese Kritik von Frau Ziemsen liess.
Irgendwie verstehe ich trotzdem die Kritik nicht.
Wie ein Hund lernt, ist finde ich gut beschrieben…
Wenn Frau Ziemsen mit Kopf schüttelt, weil ihr nie einfallen würde beim apportieren lernen das sitz,platz pfote geben zu belohnen, dann hat sie doch nicht den Überschrift gelesen ?
Versuch und Irrtum hiess das Thema….
Es ging doch schliesslich darum, zu erklären, wie es aussehen würde, wenn man diese Methode als Trainingmetode nutzt. Versuch und Irrtum… Frau Hildenbrand schreibt dort auch, dass man damit den “ vielleicht am aportieren uninteressierten hund“ damit zuerst , überhaupt motivieren kann für uns überhaupt etwas tun zu wollen, weil wenn er was tut , bekommt er belohnung….später findet er raus, was er sonst noch machen kann, um an die weitere belohnung zu kommen.
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„der Hund lernt nicht unter Angst und Stress“, aber nur wenige Zeilen später handfeste Klapse und Rucke empfiehlt, damit der Spaziergang mit einem an der Leine ziehenden Hund nicht „halbherzig durch ständiges Zerren und Schimpfen verdorben wird.“
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Hier ist doch auch alles sehr individuell Frau Ziemsen…Wenn ich nur meine zwei Hündinnen vergleiche, habe ich zwei Extreme Daheim. Bei meiner Bordercolie brauchte ich nur einmal im Leben ein NEIN mit einem Schlüsselwurf vor ihr hingeworfen, zu betonen und somit anzuwenden um unerwünschtes Verhalten zu stoppen, für den Rest des Lebens reichte nur Nein oder Schlüsselgeräusch in der Hosentasche – sehr leise angewendet.
Wenn es für Sie jetzt zu GROB ist, glauben sie mir, jetzt wo meine Bordercollie fast garnichts mehr hört (14 Jahre alt) bin ich ganz froh, dass sie zumindest diesen Geräusch als Stop noch wahrnehmen kann…
Bei meine adoptierte Labidame, wenn ich versuchen werde sie zum Beispiel davon abzuhalten, etwas gefundenes zu fressen, bringt mir das nichts, sie würde sich umdrehen, das verbotenes zuerst auffressen und mir dann noch freudig den Schlüsselbund aportieren…
Meinen Sie dass sie es schaffen nur mit positiver Clickeranwendung und Ignorieren abzutrainieren? Ich leider nicht, hier muss schon bei diese Hündin NEIN und Ruck an der Leine helfen. Schliesslich hatte sie sich selbst bei m Vorbesitzer tausendmal damit belohnt, dass sie etwas fressbares geklaut hatte und diese Versuche endete ständig mit super Erfolg für sie.
Auch das Nachahmen von Hunden finde ich richtig beschrieben. Es stimmt, dass Hunde einiges nachahmen können, aber es stimmt auch, dass sie nicht alles abschauen können.
Meine Bordercolie dürfte auch Hunden folgen, die schon erfahren Schafe hüteten, trotzdem müsste man ihr das wichtige dabei/ Rechnungwechsel oder stoppen usw./beibringen.
Natürlich schauen sich die Hunde einiges ab, kleffen am zaun geht sehr schnell sogar, ist es aber Nachahmung oder ist es vielleicht die Übertragung der Emotion ?
Einige junge Hunde lernte ich das ablegen durch meine Bordercolie. Sie wurde abgelegt und Junghund neben ihr abgelegt. Ich glaube trotzdem nicht, dass der junghund sie nachgeahmt hätte, er wurde einfach nur damit ruhiger, dass er nicht alleine bleiben musste und lernte damit das ablegen ohne Stress und Trennungsangst… zu überstehen und dann folgte natürlich Belohnung um es zu festigen.
Ich verstehe also den Artikel von Frau Hildenbrand nicht so negativ wie Sie.
Ich versuche bei meinen Hunden das anzuwenden, was wirkt! Natürlich meist positiv und ohne Gewalt, wobei gegen sanftes Drücken am Hinterteil habe ich garnichts anzuwenden ( kann ja nicht ständig leckerlis bei mir rumtragen und dem hund vor die nase halten). Und bevor mein adoptierter Hund Giftkötter fressen sollte, dann wende ich gerne auch heftigeren Ruck an der Leine um ihn davon abzuhalten.
Nun lese ich alles an Büchern was ich kriegen kann und komischer Weise, muss ich auch daran denken, dass es gerade mein erster Hund war, den ich von Welpen Alter erziehen konnte und ich selbst war gerade 15 jahre alt, der Best -erzogener Hund in meinem Leben.
Ohne Clicker zum Beispiel und mit weniger Leckerlis als Heutzutage…
Damals hatte ich nur ein Buch Zuhause, der gerade diese Lernmethoden ausgiebig beschrieben hat. Angefangen mit Anatomie und Pawlow ….
Nun damit möchte ich natürlich nicht Clickermethode schlecht machen, sie funktioniert wunderbar und hilft sehr viel hauptsächlich auch den Menschen, die Probleme haben mit Stimme und Freude zu belohnen.
Gabriela Schäfer