Stellungnahme zu Michael Grewe

Liebe SPF-Leserinnen und Leser,

in der Januar-Ausgabe des Bookazins wird es einen Artikel zum Thema „Methodenvielfalt. Sachlicher Diskurs über ein emotional besetztes Thema“ geben. Wer hätte vor drei Monaten gedacht, dass dieser Bericht bei Erscheinen einen derart aktuellen Bezug haben würde!

Inzwischen haben unzählige Hundebesitzer das Video mit Michael Grewe & Frank Faß aus einem Canis-Workshop gesehen, in welchem ein völlig gestresst wirkender DSH mit einem Metallnapf hart an den Kopf geschlagen wird. SitzPlatzFuss hat sich bisher bewusst nicht öffentlich an der daraufhin entbrannten Diskussion beteiligt, möchte aber nun der Bitte um Stellungnahme nachkommen.

Ich persönlich bin geschockt – und das gleich mehrfach. Zum einen erschreckt mich das Ausmaß der eingesetzten Härte im Video. Ist der nun folgende Protest gerechtfertigt und nachvollziehbar? Von mir ein klares „Ja“. Es ist erschreckend zu sehen, wie der von Anfang an verunsicherte Hund zu einer aggressiven Reaktion provoziert und dann hart bestraft wird. Zum anderen wirkt die emotionale Gleichgültigkeit, mit welcher alle beteiligten Personen agieren, auf mich und sicher viele andere irritierend.

Nicht minder geschockt bin ich von den Reaktionen, die neben der allgemeinen Empörung auf dieses Video zu finden sind. Ich finde es unfassbar, dass Personen die einen gewaltfreien Umgang mit Tieren propagieren nun einem Menschen Gewalt androhen.   Aus der Stellungnahme von Michael Grewe geht sicher nur ansatzweise hervor, wie sich ein Mensch fühlen muss, der sich mit den unbremsbaren Gewalten eines Shitstorms konfrontiert sieht. Anonyme Beschimpfungen und Drohungen sind für mich genauso verurteilenswert, wie die Handlungen und Rechtfertigungen, gegen die sie sich richten.

Auf eben diese Rechtfertigungen möchte ich jedoch ebenfalls eingehen: Ich bin fest davon überzeugt, dass im Falle von Gewalt der Zweck nie die Mittel heiligt. Und spätestens an diesem Punkt verlässt die Diskussion sowieso jede fachliche Ebene, weshalb es völlig irrelevant ist, wie der Hund sich davor oder danach benommen hat. Es gibt verschiedene, effektive Methoden auf das Verhalten eines Hundes Einfluss zu nehmen, Strafe gehört unbestritten dazu. Ob man jedoch generell (ebenso wie in besonderen Ausnahmefällen) bereit ist, auf gewalttätige Handlungen zurück zu greifen ist keine fachliche, sondern eine ethische Frage. Es scheint, als ob hier die Wertvorstellungen deutlich auseinander gehen.

Ein offener, unvoreingenommener Umgang mit dem Thema „Methodenvielfalt“ ist mir für die Zukunft von SitzPlatzFuss ein wichtiges Anliegen. Wir möchten uns jedoch als Redaktion und als Verlag von der im vorliegenden Video von Michael Grewe angeleiteten Misshandlung eines Hundes ausdrücklich distanzieren.  Es wird bei SitzPlatzFuss keine weiteren Artikel mit ihm geben.

Und bevor nun irgendwer sein Abo kündigt, würde ich mir wünschen, dass derjenige die Weihnachtstage nutzt, um in Ruhe darüber nachzudenken, welche Werte ihm im Umgang mit Hunden eigentlich wichtig sind. Vielleicht bietet ja besagter Artikel den ein oder anderen Denkanstoß. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Start ins neue Jahr!

Madeleine Franck

– Chefredakteurin ab Ausgabe 10 –

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37 Gedanken zu „Stellungnahme zu Michael Grewe

  • 29. Dezember 2012 um 00:03
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    Ein ganz klassischer Fall von hausgemachten Hundehalter-Umgangs-Problemen mit SEINEM eigenen HUND !

    Der Hund wurde zum Problem-Verhalten erzieherisch angeleitet und gebracht, und nun weil er diese Verhalten zuverlässig ausführt wird er bestraft. Eigentlich hat der hund einen Orden verdient, weil er so konsequent ausführt wozu man ihn anstiftet!

    Der HH der Solches verbrochen hat könnte einen „solchen Wachrüttelschlag“ eher durchaus gebrauchen.
    DER muss nun erkennen wollen was er bisher unglücklicherweise getan hat
    und wie, wann und wo genau und ab sofort völlig anders nun im täglichen Umgang mit seinem Hund ER umgehen MUSS; bringt dann sofort die Lösung auf den Weg, der nun vom HH zu gehen ist, OHNE WENN und ABER-Gelaber !!!

    Wer es nicht glauben kann muss es erleben wollen.

    HÄNDE WEG VOM HUND,
    wenn der Hundehalter das Problem laufend verursacht !
    In 99,99% der Fälle ist das SOOOOO !

    „Wenn bei dem HH die HIRN-Festplatte gereinigt und neu bespielt wurde, was nun notwendig ist, wird der Hund sich gleichmal nach den jetzt anderen Wünschen des HH sogleich verhalten können.

    In diesem Video hat man überdeutlich gezeigt das es Menschen gibt die mit Kanonen auf einen Spatz schießen, …..

  • 28. Dezember 2012 um 16:59
    Permalink

    SgF Franck,

    Ihr Satz „Ob man jedoch generell (ebenso wie in besonderen Ausnahmefällen) bereit ist, auf gewalttätige Handlungen zurück zu greifen ist keine fachliche, sondern eine ethische Frage. Es scheint, als ob hier die Wertvorstellungen deutlich auseinander gehen.“ ist für mich keinesfalls tolerierbar und erschreckend inkompetent.

    Mein Abo wird gekündigt! Ihr Aussage finde ich nicht tolerabel.

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