Gesunde Darmflora
Das A und O für die Hundegesundheit
Maike John-Sauerstein
*** LESEPROBE aus der SPF 56 ***
Ein gesunder Darm ist das Fundament eines starken Immunsystems – und das gilt nicht nur für Menschen, sondern auch für unsere Hunde. Deshalb erfährst du in diesem Artikel, welche Rolle die Darmgesundheit bei der Entstehung von Verdauungsstörungen spielt und wie eine ausgewogene Darmflora Allergien, Verdauungsprobleme und viele weitere Gesundheitsaspekte beeinflussen kann.
- Der Darm als Zentrum des Immunsystems
Stell dir vor, der Darm deines Hundes ist eine hochmoderne Kommandozentrale, in der wichtige Entscheidungen für seine Gesundheit getroffen werden. Tatsächlich befinden sind etwa 70 bis 80 Prozent des Immunsystems deines Hundes im Darm. Das macht diesen nicht nur zu einem wichtigen Verdauungsorgan, sondern auch zu einem zentralen Element der körpereigenen Abwehrkräfte.
Der Darm ist ständig damit beschäftigt, zwischen nützlichen und schädlichen Stoffen zu unterscheiden. Nützliche Nährstoffe werden aufgenommen und weiterverarbeitet, während Krankheitserreger und Gifte erkannt und unschädlich gemacht werden. Aber nur ein gut aufgestelltes Immunsystem kann diese wichtige Arbeit leisten.
Wenn die Darmflora aus dem Gleichgewicht gerät, hat das viele Folgen. Es kann zu immer wiederkehrenden Infektionen oder Verdauungsstörungen kommen, aber auch zu Allergien und Darmentzündungen. Deshalb ist es wichtig, die Vielfalt und das Gleichgewicht der Darmflora zu unterstützen und gleichzeitig schädliche Einflüsse zu minimieren.
- Die guten Bakterien im Dickdarm
Wir haben uns angewöhnt, die Bewohner des Darms in gute und schlechte einzuteilen, aber eigentlich ist das gar nicht korrekt. Denn auch viele Bakterien, die wir als „schlecht“ bezeichnen, haben ihre Daseinsberechtigung im Darm. In geringer Anzahl gehören viele dieser Bakterien zur normalen Darmflora und werden nur dann zum Problem, wenn sie sich stark vermehren können. Dazu später mehr.
Die guten Bakterien spielen im Darm eine sehr wichtige Rolle, weil sie u. a. für folgende Bereiche zuständig sind:
- Sie produzieren kurzkettige Fettsäuren, die als Energiequelle für die Darmzellen der Darmwand dienen.
- Sie trainieren das Immunsystem deines Hundes, indem sie ihm helfen, zwischen harmlosen und schädlichen Eindringlingen zu unterscheiden. Das ist eine besonders wichtige Aufgabe, um Überreaktionen gegen Allergene oder eigene Körperzellen zu verhindern.
- Durch ihre große Anzahl im Darm verhindern sie, dass sich unerwünschte Bakterien ausbreiten können.
- Sie produzieren Stoffe, die das Wachstum oder die Ansiedlung krank machender Keime verhindern können. Dadurch schaffen sie eine natürliche Barriere gegen Infektionen und unterstützen das Gleichgewicht im Darm.
Einige der guten Bakterien, deren Namen du auch im Befund einer Kotuntersuchung wiederfindest, stelle ich dir hier kurz vor:
Escherichia coli gehören zu einer großen Familie von Keimen, deren meiste Vertreter ungefährlich sind. Sie produzieren kurzkettige Fettsäuren, bilden keimtötende Stoffe und sind an der Bildung von Vitamin K und einigen B-Vitaminen beteiligt.
Enterokokken produzieren kurzkettige Fettsäuren, sind aber etwas mimosenhaft und ziehen sich schnell zurück, wenn das Klima nicht stimmt.
Laktobazillen gehören zu den Milchsäurebakterien und sind zahlenmäßig sehr stark vertreten im Darm. Schon allein durch ihre große Menge verhindern sie, dass sich unerwünschte Keime ausbreiten können. Sie kommen beim Hund in geringer Menge auch im Dünndarm vor.
Bifidobakterien kommen im Dünn- und Dickdarm vor und besetzen durch ihre große Anzahl die Plätze. Auch sie produzieren kurzkettige Fettsäuren.
- Die schlechten Bakterien im Darm
Während die guten Bakterien im Darm deines Hundes sehr wichtig für seine Gesundheit sind, gibt es auch die andere Seite – die schädlichen Bakterien. Wenn sich diese unerwünschten Vertreter der Bakterienflora im Darm ausbreiten, können sie verschiedene Probleme verursachen, von leichten Verdauungsstörungen bis hin zu ernsthaften Erkrankungen.
Schlechte Bakterien, wie zum Beispiel bestimmte Stämme von E. coli oder Clostridien, sind aber meistens nicht die Auslöser eines Ungleichgewichts im Darmmilieu, sondern die Folge. Einer Ausbreitung dieser Keime gehen meistens eine unangepasste Fütterung, längere Behandlungen mit Medikamenten (z. B. Antibiotika oder Magensäureblocker) oder auch Erkrankungen voraus.
Die erste Reaktion auf einen Befund mit solchen Keimen ist häufig die Behandlung mit Antibiotika. Aus zwei Gründen ist das aber nur in den wenigsten Fällen sinnvoll:
- Die guten Bakterien werden bei einer solchen Behandlung mit vernichtet.
- Wenn wir uns nicht die Mühe machen, die Ursache für das vermehrte Auftreten von schlechten Bakterien herauszufinden, dann sind sie schnell wieder da – und das Spiel geht von vorn los.
- Wenn der Darm in Aufruhr ist – Ursachen einer Entzündung
Eine Entzündung der Darmschleimhaut kann bei deinem Hund langwierige Folgen haben und tritt auf, wenn das empfindliche Gleichgewicht der Darmflora gestört ist. Diese Störungen können durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden, die eine wichtige Rolle bei der Entwicklung der Entzündung spielen.
Woran erkennst du, dass im Darm etwas nicht in Ordnung ist?
Eine entzündete Darmschleimhaut zeigt sich nach außen mit den Anzeichen einer Verdauungsstörung, aber diese sind ja oft auch sehr unspezifisch:
- Appetitlosigkeit
- Sodbrennen
- Unwohlsein
- Blähungen
- Wechselhafter Kot
Es gibt aber noch einen weiteren, sehr wichtigen Hinweis auf eine gestörte Darmschleimhaut: die Anfälligkeit für Unverträglichkeiten und Allergien.
Auslöser einer Darmschleimhautentzündung:
- Ernährung: Bei einer Fütterung mit unverträglichen Futterkomponenten kommt es zu einer ständigen Reizung der Darmschleimhaut. Auch eine Fütterung, in der die Ballaststoffe fehlen, kann zuerst die Darmflora stören und letzten Endes zu einer Entzündung der Darmschleimhaut führen.
- Antibiotika: Obwohl sie notwendig sind, um bakterielle Infektionen zu behandeln, können Antibiotika die nützlichen Bakterien im Darm reduzieren. Das gibt den schlechten Bakterien viel Raum, um sich auszubreiten.
- Parasiten: Alle Parasiten, die sich im Darm aufhalten, können die Darmschleimhaut angreifen und entzündliche Prozesse auslösen. Besonders Infektionen mit Giardien im Welpenalter haben oft sehr langwierige Verdauungsstörungen zur Folge.
- Chronischer Stress: Stress beeinträchtigt das Immunsystem und kann die Bewegungsfähigkeit verändern, was beides zur Entwicklung von Entzündungen beitragen kann.
- Allergien und Darmgesundheit
Die Verbindung zwischen der Darmgesundheit und Allergien bei Hunden ist ein Thema, das in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen hat. Mittlerweise wissen wir, dass der Einfluss der Darmflora auf das Immunsystem eine wichtige Rolle bei der Allergieentwicklung spielt.
Die Rolle der Darmflora in der Allergieentwicklung:
- Die guten Bakterien im Darm sind wichtig für den Aufbau eines intakten Immunsystems. Sie sind sozusagen die Trainingspartner der Immunzellen. Mit ihrer Hilfe lernt das Immunsystem zwischen Freund und Feind zu unterscheiden.
- Eine gestörte Darmflora kann zu einer „undichten“ Darmbarriere führen. Dieser Zustand wird Leaky-Gut-Syndrom genannt und führt dazu, dass Keime, unzureichend verdaute Nahrungsbestandteile und auch Allergene ungehindert in den Organismus eindringen können. Durch diese „fremden“ Stoffe wird das Immunsystem in Alarmbereitschaft versetzt und reagiert überschießend auf die Eindringlinge. Es kommt zu allergischen Reaktionen.
- Dysbakterie – das Ungleichgewicht in der Darmflora
Dysbakterie, ein Ungleichgewicht in der Darmflora, kann erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit deines Hundes haben. Eine Verschiebung der Bakterienvielfalt zugunsten der schädlichen Bakterien kann zu einer Vielzahl von Verdauungsproblemen und Erkrankungen führen. Eine Dysbakterie kann sowohl die Folge als auch der Auslöser einer Verdauungsstörung sein. Häufig lässt sich im Nachhinein nicht mehr sagen, was zuerst da war, die Henne oder das Ei. Letztlich ist das aber auch unerheblich, weil es für die Therapie keine Rolle spielt.
Häufige Anzeichen einer Dysbakterie:
- Verdauungsstörungen: Häufige Symptome sind Durchfall oder immer wieder wechselnde Kotkonsistenz, Blähungen und Bauschmerzen.
- Allgemeines Unwohlsein: Lustlosigkeit, körperliche Schwäche, Appetitmangel
- Immunschwäche: Es kann zu immer wieder auftretenden Infektionen kommen, weil das Immunsystem durch das Ungleichgewicht beeinträchtigt wird.
Wenn dein Hund diese Symptome zeigt, wird er häufig mit Probiotika behandelt. Mittlerweile gibt es auf dem Markt der Ernährungszusätze eine riesige Auswahl solcher Präparate. Sie sind auch alle sehr hilfreich, aber nur wenn sie gezielt eingesetzt werden.
Ein wichtiger Punkt hierbei ist, dass die Zusammensetzung der Bakterienstämme im Probiotikum auch zum Mangel in der Darmflora passen sollte. Um den Istzustand der Bakterienfamilie festzustellen, eignet sich eine Kotflora-Analyse. Die Kritik, dass wir nur einen sehr kleinen Teil der Bakterien im Darm testen können, ist zwar berechtigt, aber auch dieser kleine Teil gibt schon entscheidenden Aufschluss darüber, wie es im Dickdarm aussieht.
In den seltensten Fällen reicht die Unterstützung der Darmflora durch Probiotika aus, um den Darm wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Denn wenn das Klima im Darm nicht stimmt, fehlt den guten Bakterien die Lebensgrundlage, um sich wieder anzusiedeln.
Deshalb ist eine gleichzeitige Unterstützung der Darmschleimhaut ein ganz wesentlicher Bestandteil einer Darmsanierung.
Wie diagnostiziert man eine Dysbakterie?
Da wir keinen direkten Blick in den Darm werfen können, müssen wir als Diagnosemittel die Kotuntersuchung nutzen. Mittlerweile können wir nicht nur die Kotflora des Dickdarms testen lassen, sondern auch viele Werte, die Aufschluss über den Zustand des Dünndarms und seiner Anhangsorgane geben.
Die Labore bieten hierfür je nach Problemlage unterschiedliche Profile an. Die einzelnen Parameter dieser Untersuchungsprofile sind so aufeinander abgestimmt, dass sie einen aussagekräftigen Befund ergeben.
Häufig ist es aber so, dass die fertigen Profile nicht so richtig zur Situation deines Hundes passen. In so einem Fall ist es besser (und auch kostengünstiger), wenn du die benötigten Untersuchungsparamater einzeln zusammenstellst.
- Darmsanierung – Wiederherstellung des Gleichgewichts
(…) Dies ist eine Leseprobe aus der SPF Ausgabe 56. Den vollständigen Artikel findest du im Heft! Bestellbar als Einzelheft unter www.cadmos.de