Distanzarbeit mit dem Hund: Auf Entfernung ohne Zwang Freunde sein

Von Katharina Henf

*** LESEPROBE aus der SPF 56 ***

 

Je weiter sich dein Hund von dir entfernt, desto weniger interessiert er sich für dich? Das muss nicht sein! Katharina Henf erklärt dir, warum und wie du mit deinem Hund auf Distanz trainieren kannst.

Im Alltag kann es sehr hilfreich sein, wenn dein Hund auch auf Distanz auf dich achtet und auf Signale reagiert. Kommt euch auf dem Wanderweg ein Fahrrad entgegen, kann es deutlich einfacher und schneller sein, den Hund auf Signal hinzulegen, als ihn zu dir zu rufen. Auch in den verschiedenen Hundesportarten und Beschäftigungsformen kommen Elemente auf Distanz vor, die oft auch einen höheren Schwierigkeitsgrad haben als die gleichen Elemente in der Nähe.

Dabei gibt es Trainingskonzepte, die darauf aufbauen, den Hund strikt und deutlich vom Menschen wegzuschicken. Die Idee dahinter ist, dass ein Hund, der weggeschickt wird, sich submissiver verhält und sich wieder mehr anbiedert. Diese Theorie gipfelt dann im „Vertreiben“ bei „Fehlverhalten“, was die Konsequenz „Ausschluss aus dem Rudel“ nachahmen soll. Diese bindungsstörenden und durchaus auch riskanten Ansätze halte ich persönlich für ungünstig. Ich denke, dass jede lustige Beschäftigung mit dem Hund, die bestimmten Regeln folgt, dich und deinen Hund positiv zusammenschweißt. Außerdem beobachte ich immer wieder, wie kleinschrittiges, positives Training hin zu einer fortgeschrittenen Distanzarbeit viele Alltagsprobleme verbessern kann. Es kann dazu führen, dass du dem Hund mehr Freiheiten gewähren kannst, weil er besser ansprechbar ist, aber es kann auch bei Trennungsproblemen als ein kleines Puzzlestück von vielen helfen. Dazu muss dein Hund nicht körpersprachlich verbannt werden, sondern du zeigst ihm in gestellten, abgesicherten Szenarien, wie viel Spaß Distanzarbeit bringen kann. Ihr habt in diesen gestellten Szenarien viel Erfolg, sodass es dann auch immer besser in den alltäglichen Situationen klappt. Richte deinen Fokus auf das, was schon klappt, und nicht auf das, was noch nicht klappt.

 

Die Grundstimmung muss passen

Der Hund wird geboren mit einem natürlichen Instinkt zur Familiennähe. Das bietet als Welpe Schutz und sorgt fürs Überleben. Der Junghund erkundet später mehr und mehr seine Umwelt, um flügge zu werden und selbst Gefahren zu erkennen und zu vermeiden oder zu vertreiben.

Inwieweit der erwachsene Hund Teile vom ersten, eher anhänglichen Teil seines Lebens oder dem zweiten Teil des Flüggewerdens im Alltag zeigt, hängt stark von Genetik und den Lernerfahrungen ab.

Wir starten bei allen Hunden im Training deshalb immer zuerst so, als fühlten sie sich auf Distanz eher unwohl, und gestalten alles einfach und ohne Konflikte. Der erste Eindruck zu den Übungen ist sehr wichtig, denn sind die ersten Wiederholungen negativ besetzt, ist es schwierig, dieses Gefühl wieder positiv zu überlagern. Oberstes Ziel ist also, das Trainieren auf Entfernung für den Hund positiv aufzuladen. Die Übungen sind kinderleicht nachzutrainieren und bilden eine solide Basis für alles, was du später auf Distanz trainieren möchtest.

 

  1. Arbeit mit einer Belohnung als Ziel

Du kannst mit echten Belohnungen wie Futter und Spielzeug als Zielpunkt trainieren, um für den Hund die Entfernung zum Menschen angenehm zu verknüpfen. Das funktioniert aber nur, wenn wir dafür in Kauf nehmen, dass der Hund einen kurzen Moment „Frust“ erlebt. Ich finde Frust im Training in Ordnung, solange dieser Frust innerhalb bestimmter Grenzen bleibt. Manchmal ist Frust meiner Meinung nach sogar förderlich, denn nach Frust folgt Erleichterung, die dann als Verstärker im Hund selbstbelohnend wirkt. Außerdem funktioniert dieses Training auch nur, wenn du so einfach und dicht beginnst, dass dein Hund sich niemals unwohl mit der Entfernung fühlt. Startest du zu weit weg, bringst du deinen Hund in einen inneren Konflikt, zwischen dir und der Belohnung wählen zu müssen. Dein Hund soll sich aber konfliktfrei von dir entfernen, damit er sich wohlfühlt.

 

Trainingsziel: Senden zu einer Belohnung

Du sicherst deinen Hund ab (Leine an Brustgeschirr). Du bereitest eine gut sichtbare Belohnung vor. Futter kann auf einem Teller oder in einem Napf platziert werden. Auch unterschiedliche Spielzeuge sind gut geeignet, zum Beispiel Zerrspielzeuge, Futterdummys oder Wurfscheiben. Du legst die Belohnung auf dem Boden aus und positionierst deinen Hund so, dass er nicht herankommt. Ihr stellt euch in etwa ein bis zwei Meter Entfernung zu der Belohnung auf, mit Blickrichtung auf die Belohnung. Dann hältst du deinen Hund am Brustgeschirr oder an der Brust (natürlich nur, wenn dein Hund das kennt und gut aushält). Du platzierst eine Hand direkt neben dem Hundekopf so, dass die Fingerspitzen auf die Belohnung zeigen. Im Idealfall folgt dein Hund mit dem Blick dieser Richtung. Sobald der Hund den Blick für ein bis zwei Sekunden auf die Belohnung lenkt und gleichzeitig halbwegs ruhig steht, gibt es ein Startsignal, dass der Hund jetzt losflitzen darf. Im Hinblick auf die Einsatzmöglichkeiten dieser Belohnung im späteren Training kann man ein Signal für den Blickkontakt zur Belohnung weg vom Menschen einführen (zum Beispiel „Fokus!“) und ein weiteres zum Laufen gerade nach vorn (zum Beispiel „Voran!“)

(…) Dies ist eine Leseprobe aus der SPF Ausgabe 56. Den vollständigen Artikel findest du im Heft! Bestellbar als Einzelheft unter www.cadmos.de

Teile diesen Beitrag