Das Bookazin

Hunde sind vielfältig, faszinierend und individuell, genau wie die Themen und Geschichten, die durch sie und mit ihnen entstehen. SitzPlatzFuss berichtet sachlich und wissenschaftlich versiert über alle Themen rund um den Hund und vergisst dabei nicht, was Hunde für ihre Menschen auf emotionaler Ebene bedeuten.

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20 Gedanken zu „Das Bookazin

  • 10. März 2011 um 22:26
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    Naja, wie schon gesagt, Nijboer schreibt plakativ und forsch. Er hebt sich, indem er die sogenannten Fachkollegen kritisiert. Er geht wie ein Transrapid über alle relevanten Themen, von Bewegungsbedürfnis über Ernährung und artgerechtem Denken, von Konditionierungsfreaks, Obedience als übelste Variante und der Befriedigung eigener Schuldgefühle. Und gegen all diese Mißstände gibt es nur ein Mittel: Die Futterbeutelmethode (ich weiß, auch etwas plakativ formuliert, aber ich konnte nicht anders …).
    Zugegeben, ich habe nicht viel Zeit damit verbracht, mich mit Natural-Dogmanship zu befassen, und das ist auch gut so. Aber ein bisschen halt doch. Und da fällt einem, mir zumindest, schnell auf, daß Nijboer den Hund offensichtlich für einen historischen Automaten hält, der unentwegt damit beschäftigt ist, den Wolf zu kopieren. Hunde sind aber keine Wölfe. Hunde waren auch nie Wölfe. Hunde sind seit fast 20000Jahren eine vom Menschen geschaffene Tierart, wie kein anderes Tier an ihn angepaßt, mit ihm verbunden und von einer ungeheuren Anpassungsfähig an die verschiedensten Lebensbedingungen. Genauso wenig ich meine Kinder nach den „Kriterien“ des Cro Magnon-Menschen der letzten Eiszeit zu erziehen bereit bin, genauso wenig Sinn macht es, meinen Hund nach den „Kriterien“ von Wölfen erziehen zu wollen. „Gemeinsames Erbeuten der Nahrung“ ist als Idee recht lustig, mehr allerdings nicht. Wer es immer noch nicht glauben will oder kann, daß Hunde keine Wölfe sind, der sollte versuchen, aus einem Wolf einen Bringselverweiser oder Totverbeller zu machen, oder von einem Wolf die Schafe des Nachbarn konzentriert und behutsam in die nächste Schafkoppel verbringen zu lassen. Hunde sind Hunde, und wir haben das große Glück in einer Zeit zu leben, in der das Wissen über Wesen und Umgang so komplex ist wie noch nie zuvor. Ich würde mich hier gern von Herrn Nijboer verabschieden und kurz von meinen aktuellen Ansichten berichten, wobei ich natürlich nicht selbst der Fachmann oder Methodenerfinder bin, versteht sich.
    Drei Dinge braucht der Hund: Körperliche und geistige Auslastung, Führung und Zuwendung. Auf jeden Begriff detailliert einzugehen würde den Rahmen des Postings sprengen und wird bei einer fachkundigen Leserschaft auch nicht nötig sein. Der Umgang mit Hunden setzt sich zusammen aus Erziehung einerseits, und Ausbildung andererseits. Gut erzogen ist ein Hund, wenn ich ihn aus jeder Situation abrufen kann und er freudig zu mir kommt, und wenn er auf mein Abbruchsignal hin mit der momentanen Tätigkeit aufhört, mich mit wedelnder Rute anschaut und fragt: „Ok, was machen wir nun?“. In den Bereich Erziehung gehören Bindung und Vertrauen, Lernbegeisterung und Kooperationsbereitschaft. Alles weitere ist Ausbildung.
    Das Buch „Lernen und Verhalten, Bausteine zum Wesen des Hundes“ von Dina Berlowitz und Heinz Weidt (die Erfinder der Prägungsspieltage) zählt zu meinen bedeutendsden Aha-Erlebnissen überhaupt. Welchen unschätzbaren Wert das Spielen, und zwar „Richtig spielen mit Hunden“ hat, habe ich von Ekard Lind erfahren. Wie man dieses Spielen in der Ausbildung bis hin zum zuverlässigen (und darauf kommt´s ja an) Schutzhund einsetzt, lernt man auf beeindruckenste Weise von Hans Schlegel. Wie effektiv das „Binäre System“ funktioniert und wie beglückend „Der Weg des Vertrauens“ ist, erfährt man von Anton Fichtlmeier. Cesar Milan macht einem Mut, „Du bist der Hundeführer“. Und der aktuell öffentlichste Trainer Martin Rütter zeigt mir in jeder Sendung von Neuem, wie flexibel und individuell der Umgang mit Hunden gestaltet werden muß, um Erfolg und einen zufriedenen Hund zu haben.
    Merle, eine Entlebucher Sennenhündin, ist jetzt gut zwei Jahre alt und unser vierter Hund. Von den täglichen drei Stunden Unterwegssein (im Durchschnitt), beschäftigen wir uns zu Dreiviertel gegenseitig. Versteck-, Such-, Apportier- und Hetzspiele (wobei sie jederzeit zu stoppen ist), dann zur beiderseitigen Freude (ich kann das so sagen, bestimmt) werden immer mal neue Kunststückchen einstudiert, und wenn Merle danach ist, kann sie mit ihren Artgenossen spielen. Das hat sie im jüngeren Alter auch ausgiebig getan. Nach der dritten Läufigkeit wurde das merklich weniger, Erwachsenwerden nennt man das wohl. In der wärmeren Jahreszeit wird geschwommen, in allen Lagen, über mittlere Flüsschen ans andere Ufer und wieder zurück, manchmal mit uns gemeinsam. Merle hat ihr Spielzeug schon sehr gern, oh ja, aber Balljunkie ist sie keiner.
    Von Welpenbeinen an haben wir das Runterfahren geübt, d.h. auch nach den ausschweifensten Aktivitäten kommt unser Hund in zwei Minuten zur Ruhe. Ist Merle überbeschäftigt? Ist sie ein bedauernswertes Konditionierungsopfer? Nein, sie ist ein glücklicher Hund! Ganz ohne Futterbeutel und gemeinsame Nahrungsbeschaffung.

    • 11. März 2011 um 10:42
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      Sehr geehrter Herr Scheler,

      fangen wir mal am Ende an! Ich glaube Ihnen sofort, dass Ihre Merle ein glücklicher Hund ist. Was ich aus Ihrer Mail heraus höre ist, dass Sie im Umgang mit Ihrem Hund genau den Weg gefunden haben, der die Bedürfnisse eines hundgerechten Lebens erfüllt. Ich stimme Ihnen voll und ganz zu: Ein Hund braucht „körperliche und geistige Auslastung, Führung und Zuwendung“. Und wenn ich Sie richtig verstanden habe, dann suchen Sie sich von jedem Hundetrainer das heraus, was zu Ihnen und Ihrem Hund passt. So habe ich es mit meinen Hunden auch gemacht und ich denke, dass es auch nur so laufen kann, denn – kein Hund ist wie der andere und daher passt auch nicht auf jeden Hund jede „Methode“. Nicht zu vergessen, dass auch nicht jedem Menschen jede Methode liegt. Wichtig ist, dass man als Hundehalter reflektiert über das nachdenkt, was einem da so erzählt wird. Ich würde mich freuen, wenn viele Hundehalter sich so kritisch mit dem Thema Hund auseinandersetzten würden, wie Sie.
      Viele Grüße,
      Johanna Esser

      • 17. August 2011 um 23:37
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        „Wichtig ist, dass man als Hundehalter reflektiert über das nachdenkt, was einem da so erzählt wird. Ich würde mich freuen, wenn viele Hundehalter sich so kritisch mit dem Thema Hund auseinandersetzten würden, wie Sie.
        Viele Grüße,
        Johanna Esser“

        Hallo Johanna Esser,

        sicherlich werden viel Hundehalter bereitwillig mit dem Kopf nicken.

        Wann wenden wir uns endlich auch so energisch und kritisch dem HH zu ???
        Wann wenden „Wir“ uns,
        die uns das Wohlsein von Hund und Halter so am Herzen liegt
        aktiv bei der Problemlösung dem Problem-Verursacher (HH)
        mit der nötigen Beständigkeit ENDLICH zu ?

        Leider vermisse ich sehr das man den HH =Hundehalter
        und sein problemverursachendes tägliches Umgangsverhalten in den Fokus zieht.
        Täglich wird am Hund „herum-erzogen“ wo es doch bei Licht besehen eigentlich darauf ankommt, den HH zu einem anderen Hunde-Umgang zu erziehen und das er den nun anderen Umgang mit seinem Hund auch zukünftig und täglich beibehält.

        Neue Wege gehen,
        und die festgetrampelten Pfade mutig verlassen
        und „Alternativen“ könnte dann sehr hilfreich sein.

        Warum muss man das uralte Rad immer neu erfinden und sich daran klammern?

        Wünsche Ihnen viel Erfolg für Ihr Magazin.

        Ewald Kurtz

        „DER Hundeversteher
        der auch den Menschen am anderen Ende der Leine versteht!“

          • 26. August 2011 um 06:31
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            Tja, Herr Kurtz, das gute alte Rad und seine ewige Neuerfindung … Wenn man die Ausgaben von SPF gelesen hat, dann hat man in vielen Artikeln über die neue Generation der Hundetrainer und Verhaltenstherapeuten gelesen, z.B. über Nadin Matthews von Dogument, Michael Grewe von Canis und einige mehr. Diese Leute kommen häufig aus humanen Richtungen der Sozialarbeit oder der Psychotherapie. Im Unterschied zu den „überholten“ Hundegurus wissen die neuen tatsächlich wovon sie reden. Und selbstverständlich wird hier überwiegend mit dem Halter „gearbeitet“, denn Hunde machen selten Fehler. Die festgetrampelten Pfade sind (bis auf ein paar gutverdienende, teils patentierte Methodenreiter und natürlich die vielen Dilettanten in diversen Hundeschulen, die sich nach wie vor eisern am allgemeinen Unfug festklammern) doch längst verlassen. Wie einem das bei der Lektüre dieses Bookazins entgehen kann, ist bemerkenswert.

  • 9. März 2011 um 19:44
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    Das von Jan Nijboer (Heft 2, Seite 67) aufgestellte Postulat, denn mehr ist es nicht, sollte nicht unkommentiert bleiben, finde ich.
    Während des ersten Durchlesens kommt man des öfteren zum innerlichen Kopfnicken. Ja, versucht der vordere Stirnlappen dem Leser unterzujubel, ja, da hat er recht. Hat man dann fertig (Trapattoni läßt grüßen) und schaltet sich nun die Großhirnrinde ein, dann stutzt man. Was war das? Was hat der alles von sich gegeben? So jedenfalls war es bei mir.
    Und wie immer, wenn mir jemand übermäßig einleuchtend plakativ und apodiktisch daherkommt, werde ich skeptisch, dann kritisch, später sauer. Ich bin jetzt sauer. Weil Nijboer versucht hat, mich für blöd zu verkaufen, mir über gemachte Erfahrungen, vernünftige Einschätzungen und eben auch über mein Wissen zu fahren. Im Mantel scheinwissenschaftlicher Diktion hätte der Mann es fast geschaft, mich einzulullen. Aber nur fast! Nochmal lesen, genau hinhören, nichts einfach hinnehmen – und dann fällt einem auf, was für ein Blödsinn (ich kann es nicht anders nennen) hier an den Hundehalter gebracht wird!

    • 10. März 2011 um 10:15
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      Sehr geehrter Herr Scheler,

      eine interessanter Kommentar. Mich würde nur interessieren, was genau Sie Herrn Nijboer ankreiden und womit er es fast geschafft hat, Sie einzulullen. An einer fachlichen und konstruktiven Diskussion bin ich sehr interessiert und würde mich über eine Antwort sehr freuen.

      Viele Grüße,
      Johanna Esser

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