Die Arbeit der Dog Care Clinic in Sri Lanka: Hunde retten, Menschen helfen
+++ Von Bettina Schlüter +++ LESEPROBE aus der SPF 59 +++
Mit ihrem DCC 50+-Programm in Sri Lanka geht die Deutsche Marina Möbius neue Wege in der Tiervermittlung. Sie beweist eindrucksvoll, wie Tierschutz und Unterstützung für Bedürftige miteinander verbunden werden können, um die Lebenssituation von Mensch und Tier langfristig zu verbessern.
Ein Lichtblick für Mensch und Tier in Sri Lanka
Sri Lanka, ein Land voller Schönheit und kultureller Vielfalt, wird von Touristen aus aller Welt als Urlaubsparadies unter Palmen wahrgenommen. Doch hinter dieser idyllischen Fassade kämpfen unzählige Straßenhunde täglich ums Überleben. Schätzungen zufolge leben auf der Insel über 20 Millionen streunende Hunde. Sie leiden unter Hunger, Krankheiten und werden häufig von Anwohnern gewaltsam vertrieben. Der Zugang zu tierärztlicher Versorgung ist für sie nahezu unmöglich.
Um diesen Tieren zu helfen und ihre Lebenssituation nachhaltig zu verbessern, gründete die Deutsche Marina Möbius im Jahr 2007 den Tierschutzverein Dog Care Clinic (DCC). Seitdem hat die Organisation durch umfassende Impf- und Kastrationsprogramme sowie durch die medizinische Versorgung Hunderttausender Tiere das Leben der Straßenhunde im Süden Sri Lankas entscheidend verändert.
Kastrationen und medizinische Versorgung
Das Hauptaugenmerk der DCC liegt auf der nachhaltigen Reduzierung der Straßenhundepopulation sowie der Verbesserung ihrer Lebensumstände durch großflächige kostenlose Kastrations- und Impfmaßnahmen. Im Schnitt führt das Team der DCC täglich rund 45 Kastrationen durch – eine beeindruckende Zahl, die im Februar 2025 mit der 100.000sten Kastration einen bedeutenden Meilenstein im Tierschutz markierte. Jede Kastration heute verhindert das Leid weiterer Hunde morgen.
Neben dem Kastrationsprogramm setzt sich die DCC auch intensiv für die medizinische Versorgung kranker und verletzter Hunde ein. Mit speziell ausgerüsteten Tuk Tuks, den landestypischen Dreirädern, werden verletzte Tiere auf den Straßen aufgesammelt und in die Klinik gebracht. Dort können sie sowohl ambulant als auch stationär behandelt werden. Insgesamt 80 Personen sind hier an 365 Tagen im Jahr zum Wohl der Tiere im Einsatz.
Nicht nur die Streuner benötigen dringend Unterstützung, sondern auch die Tiere von bedürftigen Besitzern erhalten durch die DCC kostenlose medizinische Versorgung. Dieses Angebot ist einzigartig auf der Insel und setzt einen hohen Standard im Bereich der Tierschutzarbeit. Für Marina Möbius ist es eine Herzensangelegenheit, dass kein Tier leiden muss, nur weil sein Besitzer in Armut lebt. Sie setzt sich mit voller Leidenschaft dafür ein, dass auch diese Tiere eine Chance auf ein gesundes Leben bekommen.
Auf dem weitläufigen Gelände der DCC finden bis zu 400 Hunde sowie eine Herde aus 22 Rindern, Ziegen und Esel ein Zuhause. Darüber hinaus sorgt der Verein auf täglichen Fütterungstouren in den umliegenden Dörfern für das Wohl von rund 700 weiteren Hunden und Katzen. Insgesamt kümmert sich die DCC tagtäglich um bis zu 1.500 Tiere, sowohl innerhalb der Klinik als auch in der Umgebung. So wird das Wohl der Tiere nicht nur in der Einrichtung, sondern auch in der gesamten Region sichergestellt.
Ein ganzheitlicher Ansatz für eine bessere Zukunft
In einem Land, in dem Armut und Not weitverbreitet sind, wird schnell klar, dass Tierschutz nicht isoliert betrachtet werden kann. Hinter jedem Schicksal eines Hundes steckt auch das eines Menschen. Die DCC setzt genau dort an, wo Hilfe dringend benötigt wird, und verbindet den Tierschutz mit humanitärer Hilfe. Seit 2014 geht Marina Möbius einen ganzheitlichen Weg der Hundevermittlung, der nicht nur das Leben der Tiere, sondern auch das der Menschen vor Ort nachhaltig verändert.
Das sogenannte DCC 50+-Programm ist eine bemerkenswerte Initiative, die nicht nur die Tiere dauerhaft versorgt, sondern auch den Menschen eine neue Perspektive bietet. Anstatt die Probleme ins Ausland zu verlagern, vermittelt die DCC die Tiere über dieses Projekt direkt vor Ort.
Hoffnung für die Ungewollten
Das DCC 50+-Programm richtet sich speziell an die oft übersehenen Hunde: die braunen, behinderten und älteren Tiere, die in der Regel keine Chance auf ein neues Zuhause haben. Diese Hunde, die von der lokalen Bevölkerung oft als „wertlos“ angesehen werden, finden durch das Programm ein neues Zuhause bei älteren oder behinderten bedürftigen Einheimischen. Diese Menschen, die selbst in einer finanziellen Notlage leben, erhalten nicht nur einen treuen Begleiter, sondern auch ein regelmäßiges Einkommen.
Ein zentrales Element des DCC 50+-Programms ist die finanzielle Unterstützung der Seniorinnen und Senioren. Im Gegenzug für die liebevolle Versorgung der Tiere erhalten die Pflegefamilien von der DCC eine monatliche Rente in Höhe von umgerechnet 35 Euro pro Hund. Diese Rente ist für viele der teilnehmenden Familien das einzige sichere Einkommen und ermöglicht es ihnen, die Grundbedürfnisse sowohl der Hunde als auch ihrer eigenen Familie zu decken.
In Sri Lanka existiert kein funktionierendes Sozialsystem. Viele Menschen müssen bis ins hohe Alter als Tagelöhner arbeiten, um über die Runden zu kommen. Wenn sie gesundheitlich nicht mehr dazu in der Lage sind zu arbeiten, sind sie oft auf die finanzielle Unterstützung ihrer Kinder angewiesen. Eine Rente erhalten sie nicht. Doch in vielen Fällen reicht das Einkommen der Kinder nicht aus, und so leben zahlreiche Seniorinnen und Senioren in großer Armut. Genau hier setzt das DCC 50+-Programm an und schafft eine Win-win-Situation für alle Beteiligten. Die Straßenhunde erhalten ein neues Zuhause und sind dauerhaft versorgt. Die bedürftigen Adoptiveltern erhalten eine sichere Einkommensquelle, die ihnen finanzielle Unabhängigkeit ermöglicht. Die Klinik entlastet ihre Kapazitäten, da vermittelte Hunde nicht mehr stationär betreut werden müssen, und schafft Platz für neue Patienten.
Doch wie kann sichergestellt werden, dass das Geld auch dort landet, wo es soll?
Verantwortung – ein Hundeleben lang
Die Aufnahme in das DCC 50+-Programm erfolgt nicht willkürlich. Die Klinik prüft jeden potenziellen Pflegeplatz gründlich, um sicherzustellen, dass die zukünftigen Adoptiveltern wirklich bedürftig sind und eine geeignete Umgebung für den Hund bieten können.
Auch nach der Vermittlung des Hundes wird die Verantwortung nicht einfach abgegeben. Getreu dem Motto „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“ führt die DCC monatliche unangekündigte Kontrollbesuche durch, um das Wohl der Tiere zu gewährleisten. Auch hierfür kommen wieder die wendigen dreirädrigen Tuk Tuks ins Spiel. An insgesamt vier Tagen geht es durch Reisfelder und Dschungellandschaften durch die umliegenden Dörfer. Manche der Familien wohnen so abgelegen, dass die letzten Meter nur zu Fuß zurückgelegt werden können.
Die Hunde freuen sich über die Besuche, denn natürlich sind auch immer Leckereien mit im Gepäck. Ein veterinärmedizinisch ausgebildeter Mitarbeiter achtet während seiner Besuche darauf, dass die Hunde gut genährt, gesund und frei sind.
In Sri Lanka ist es leider weitverbreitet, dass Hunde auf den Grundstücken ihrer Besitzer entweder an Ketten gehalten oder in Käfige gesperrt werden. Oft werden sie nur als lebendige Alarmanlagen betrachtet, deren einzige Aufgabe es ist, zu bellen, sobald sich jemand dem Grundstück nähert. In dieser begrenzten Freiheit führen die Tiere ein trauriges Leben, ohne je die Freude zu erleben, die es bedeutet, frei zu laufen, zu spielen, zu toben und Liebe zu erfahren.
Für die Familien im DCC 50+-Programm hingegen ist es eine Grundvoraussetzung, dass die Hunde in Freiheit leben. Zudem müssen die Adoptiveltern in der Lage sein, ihre Hunde anzufassen – eine Anforderung, die vielleicht banal klingt, aber in Sri Lanka nicht selbstverständlich ist.
Das DCC 50+-Programm fördert ein besseres Verständnis für die Grundbedürfnisse der Tiere, und im Laufe der Zeit werden die Hunde zu echten Familienmitgliedern. Diese Initiative zeigt eindrucksvoll, wie sich der Tierschutz mit humanitärer Hilfe verbinden lässt. Nur wenn die Hunde in einem guten Zustand sind, können die Pflegefamilien ihre Rente am Monatsende bei der Klinik abholen.
Diese regelmäßigen Kontrollen sind nicht nur eine Sicherheitsmaßnahme, sondern auch ein Zeichen für die Verantwortung und das Engagement der DCC für das Wohl der Tiere.
Rundum-Versorgung im DCC 50+-Programm
Die DCC gewährleistet, dass alle Hunde, die im Rahmen des Programms vermittelt werden, die nötige medizinische Versorgung erhalten. Während der regelmäßigen Kontrollbesuche werden kostenlose Impfungen, Entwurmungen und Behandlungen gegen Parasiten durchgeführt. Sollte ein Hund erkranken und eine stationäre Behandlung benötigen, kümmern sich die Mitarbeiter um die Abholung und bringen das Tier zur kostenlosen Versorgung in die Klinik. Nach der Genesung wird der Hund sicher per Tuk Tuk zurück zu seiner Familie gebracht. Zudem sind alle Hunde im DCC 50+-Programm bereits bei der Vermittlung kastriert.
Unterstützung, die Leben verändert
Aktuell haben durch das DCC 50+-Programm knapp 200 Hunde ein dauerhaftes, liebevolles Zuhause gefunden. Mehr als 120 Familien leben nun in finanzieller Sicherheit. Die monatliche Rente verleiht den Hunden nicht nur einen echten Wert, sondern macht sie auch zu Botschaftern für ein harmonisches Miteinander zwischen Mensch und Tier. Oft leben die Seniorinnen und Senioren in Haushalten zusammen mit ihren Kindern und Enkelkindern. Dadurch erreicht der Verein gleich drei Generationen auf einmal und legt so den Grundstein für einen verantwortungsvollen Umgang mit Tieren in der Zukunft des Landes. Diese Initiative fördert nicht nur das Wohl der Tiere, sondern stärkt auch die familiären Bindungen und das Bewusstsein für Tierschutz in der Gemeinschaft.
Zukunftsperspektiven
Die Warteliste für das DCC 50+-Programm ist lang – sowohl aufseiten der Bedürftigen als auch der Hunde, die nicht mehr auf die Straße oder in ihre ursprünglichen Familien zurückkehren können. Gern würde Marina Möbius ihr soziales Vermittlungsprogramm weiter ausbauen, doch dazu fehlen derzeit die finanziellen Mittel. Nicht erst seit der Pandemie und der daraus resultierenden desolaten wirtschaftlichen Lage des Landes kämpft die Klinik ums Überleben.
Pro Hund müssen zusätzlich zu den 35 Euro, die direkt an die Familien gehen, im Schnitt noch weitere 45 Euro monatlich für die Kontrollfahrten und Standardbehandlungen aufgebracht werden. Insgesamt liegen die monatlichen Kosten allein für das DCC 50+-Programm bei über 14.000 Euro. Leider erhält die Klinik keinerlei staatliche Unterstützung und so finanziert Marina Möbius rund 35 % der benötigten Mittel aus eigener Tasche. Der Rest sind Spenden von tierlieben Menschen.
Die Dog Care Clinic zeigt mit dem DCC 50+-Programm, dass Tierschutz und soziale Hilfe untrennbar miteinander verbunden sind. Durch ihre innovative Arbeit verbessert sie nicht nur das Leben unzähliger Hunde, sondern gibt auch vielen Menschen in Sri Lanka eine neue Perspektive.
Jede Unterstützung hilft, das Programm weiterzuführen und noch mehr Leben zu retten – auf vier Pfoten und zwei Beinen zugleich.
So können Sie helfen
Wenn Sie die Arbeit des Dog Care Clinic e.V. unterstützen möchten, können Sie per PayPal (info@dogcare-clinic.com) oder per Banküberweisung (IBAN: DE67 6945 0065 0150 9692 21) Geld spenden. Darüber hinaus ist es auch möglich, für einzelne Tiere oder Projekte, wie das DCC 50+-Programm, eine Patenschaft abzuschließen. Alle Infos dazu finden Sie auf der Homepage des Vereins: www.dogcare-clinic.com
Auch Hilfe vor Ort ist möglich: Falls Sie selbst nach Sri Lanka reisen, können Sie als Flugkurier mit ein paar Kilogramm Platz im Koffer helfen. Die Klinik bietet auch Volunteering-Aufenthalte, Tierschutzurlaube und Trainings für Studierende der Veterinärmedizin an.
Sie können der Arbeit auf Facebook, Instagram, TikTok und Youtube folgen.
Bettina Schlüter …
… ist studierte Ethnologin, reiste 2012 erstmals nach Sri Lanka für eine Forschungsarbeit. Während ihres Aufenthalts besuchte sie die Dog Care Clinic und war so beeindruckt von dem Projekt, dass sie von 2015 bis 2017 auf der Insel lebte und dort für den Verein tätig war. Auch nach ihrer Rückkehr nach Deutschland bleibt sie dem Projekt treu und engagiert sich weiterhin. Einmal im Jahr reist sie nach Sri Lanka, um dort lebende Familienmitglieder zu besuchen und unter anderem die Kontrollfahrten im Rahmen des DCC 50+-Programms zu begleiten.
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